Bachem-Ausstellung im Stadtarchiv weckt Erinnerungen
Rosemarie Heeg erinnert sich noch gut an den 1. Mai 1957. Da standen die Burschen von der Maigesellschaft Bachem vor der Tür und wollten ihr zur Maigräfin gratulieren: In der Nacht zuvor hatte Toni Heeg in der Gaststätte Haus Bachem die zweithöchste Summe des Abends als Gebot für sie abgegeben – und sie und ihn damit zum Maigrafenpaar gemacht. Doch ihre Mutter war damit nicht einverstanden. „Da hat meine Tochter nicht mitgemacht“, hatte die versucht, die Jungs an ihrer Tür abzuwimmeln. „Eine Stunde lang haben die mit meiner Mutter diskutiert“, erinnert sich Rosemarie Heeg, die damals 17 Jahre jung war und mit Nachnamen noch Großmann hieß. „Und ich hab in der Ecke gestanden und geheult wie ein Schlosshund, weil ich so enttäuscht war, dass ich nicht mitmachen durfte.“ Doch schließlich überzeugten die Burschen ihre Mutter. Sie durfte Maigräfin werden – und sich zum Einheitspreis von 33,50 Mark bei Salamander auf der Hauptstraße in Frechen ein paar schicke Schuhe dafür kaufen. Toni Heeg wurde später ihr Ehemann.
Historische Fotos von Bachem zum Entdecken und Erinnern
Auf einem historischen Foto vom Umzug zum Maifest 1957, dem letzten Maifest in Bachem überhaupt, ist die junge Rosemarie Großmann abgebildet: Sie schreitet darauf als Maigräfin mit ihrem Toni hinter dem mit Blumen geschmückten Zweispänner her, der Maikönigin Anni Becker und Maikönig Jakob Fischer über die Mauritiusstraße kutschiert.
Das Foto von 1957 ist nur eines von Hunderten historischer Fotografien, die seit gestern im Stadtarchiv ausgestellt sind. „Frechener Stadtteile: Bachem“ lautet der Titel der Ausstellung. Mehr als drei Jahre lang haben Stadtarchivar Alexander Entius und eine Arbeitsgruppe aus ehrenamtlichen Mitarbeitern, darunter auch Rosemarie Heeg, historisches Material über den Frechener Ortsteil Bachem zusammengetragen. Heinz-Werner Fritz zum Beispiel hat rund 15 000 Fotos gesichtet. Und nur von mehreren Mitarbeiten zu bewältigen war die gewaltige Menge von rund 103 000 Zeitungsseiten, die ausgewertet werden wollten. „Am Ende mussten wir uns fragen, was wir überhaupt zeigen können“, erzählt der Stadtarchivar, „wir haben ja nur begrenzt Platz.“
Thematisch überschriebene Collagen von Bachem
Auf über 60 Ausstellungstafeln, die im Erdgeschoss des Stadtarchivs verteilt stehen, dokumentieren nun Fotos, Zeitungsartikel, Karten und viele weitere Exponate in Collagen zusammengestellt die Geschichte des Ortes, der schon im 9. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnt wurde. Das vermutlich älteste Foto der Ausstellung datiert aus dem Jahr 1890 und zeigt das erste Wimarusbrünnchen unweit des Bauernhofs „Feldhof“, in dem Gottfried Doll zum Ende des ausgehenden 19. Jahrhunderts die Restauration „Zum Bachemer Brünnchen“ betrieb. Diese historischen Stätten liefern ebenso thematische Überschriften wie das Bachemer Orts- und vielfältiges Vereinsleben, die Braunkohle, die drei so genannten „festen Häuser“ Burg Bachem, Haus Bitz und Gut Hemmerich, die Bachemer Mühlen, die Mauritiusschule oder bekannte Persönlichkeiten aus Bachem.
Wasser aus Bachem für das römische Köln
Auch der Archäologie Bachems ist ein Teil der Ausstellung gewidmet. Josef Bucco, Mitarbeiter im Stadtarchiv und im LVR-Amt für Bodendenkmalpflege, hat unter anderem die Lage einer römischen Wasserleitung bestimmt, die Köln aus einer Quelle nahe des Feldhofs mit Wasser versorgte – früher noch als die römische Leitung aus der Eifel. Josef Bucco hat die Lage der historischen Wasserleitung rekonstruiert und in einer Karte eingezeichnet. Ein Teil dieser Wasserleitung ist noch im Keller der Sparkasse in Gleuel zu sehen.
Schatz ersteigert
Das wertvollste Exponat der Ausstellung ist ein knapp 300 Jahre altes Buch mit rund 250 Seiten, das sich dank der Unterstützung durch den Förderverein schon seit einigen Jahren im Besitz des Stadtarchivs befindet. Es enthält unter anderem die sorgsame Abschrift eines Zehntverzeichnisses aus dem Jahr 1504. Daraus ist detailliert ersichtlich, welche Ländereien es in Bachem gab, wie sie bezeichnet wurden und wer welchen Zehnten an ein Kloster oder eine Pfarrei abzugeben hatte.
Das Stadtarchiv Frechen, Hauptstraße 110-112 präsentiert die Ausstellung „Frechener Stadtteile: Bachem“ vom 20. Oktober 2017 bis zum 19.April 2018 im Erdgeschoss. der Eintritt ist frei.
Nachtrag vom 20. April 2018: Während der Ausstellungsdauer wurden zahlreiche historische Fotos an das Stadtarchiv abgegeben. Aus diesen Fotos sind jetzt weitere Ausstellungstafeln entstanden, die ab dem 20. April präsentiert werden. Darüber hinaus ist in der Ausstellung nun der Film „Bachemer Zeitgeschichte“ von Peter Kleinen zu sehen, der in einem filmischen Spaziergang die Ereignisse und Veränderungen der letzten 50 Jahre des Ortes dokumentiert.
Besucher haben nun bis zum 17. Juli 2018 die Möglichkeit die Ausstellung im Foyer des Stadtarchivs/Volkshochschule, Hauptstraße 110 bis 112, zu sehen. Öffnungszeiten sind Montag bis Donnerstag von 7 bis 19 Uhr und Freitag von 8 bis 13 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Anmerkung vom 20. Oktober: Der Autorin sind in der ersten Fassung dieses Beitrags zwei Fehler unterlaufen, die im Nachgang im Text geändert wurden:
- Es wurden „103 000 Zeitungsseiten“ durchgesehen, anstelle von „103 000 Zeitungsartikeln über Bachem“.
- Das „Bachem Buch“ ist knapp 300 Jahre alt statt 500. Richtig ist, dass es eine Abschrift eines Zehntverzeichnisses von 1504 enthält, die damit über 500 Jahre alte Informationen liefert.