„Die Bürgernähe war mein großes Glück“

Hans-Willi Meier, Bürgermeister a.D. in seinem Haus in Frechen-Hücheln

Hans-Willi Meier, Jahrgang 1944, war von 1999 bis 2015 Bürgermeister seiner Heimatstadt Frechen und wird nun ihr Ehrenbürger. Foto: S. Neumann

 

„Zum Glück gibt’s da nichts für“, sagt Hans-Willi Meier, während er gedankenvoll durch das große Wohnzimmerfenster seines Hauses in Frechen-Hücheln in den Garten schaut. „Nur die Ehre“, ergänzt er nach einer kurzen Pause und wechselt für einen Satz ins Kölsch: „Mer soll et och nit üvverdrieve.“ Doch Ehrenbürger von Frechen zu werden – man merkt es ihm an – das ist schon etwas ganz Besonderes für ihn. „Die Ehrenbürger von Frechen waren alle große Persönlichkeiten“, würdigt der Bürgermeister a.D. die sechs Männer, denen diese Ehre in der Vergangenheit zuteil wurde: Dem Pfarrer Werner Erkens im Jahr 1958, dem Unternehmer und Gründer des Museums Keramion, Dr. Dr. Gottfried Cremer im Jahr 1976, dem Industriellen Heinrich Wolf 1991, dem Unternehmer und Gründer der Gold-Kraemer-Stiftung Paul Kraemer 1981 sowie den beiden Bürger- und Ehrenbürgermeistern Johann Schmitz im Jahr 1972 und Kurt Bornhoff 1988. In der Galerie ihrer Portraits im ersten Stock des Frechener Rathauses hat man für das Bild von Hans-Willi Meier schon Platz gemacht.

Unendlich viele Verdienste

Die Gemeindeordnung für das Land NRW sieht vor, dass „Personen, die sich weit über das übliche Maß hinaus für die Gemeinde eingesetzt haben“, die Ehrenbürgerrechte verliehen bekommen können, um sie „zu ehren und deren Verdienste dadurch in der Öffentlichkeit anzuerkennen“. Im vergangenen Juli beschloss der Rat der Stadt Frechen auf Vorschlag der Frechener Horst Breier und Jochen Naumann einstimmig die Verleihung der Ehrenbürgerwürde an Bürgermeister a.D. Hans-Willi Meier (bei zwei Enthaltungen der Linksfraktion). „Es hieße sicherlich Eulen nach Athen zu tragen, wollte ich hier die Verdienste von Hans-Willi Meier für die Stadt Frechen aufzählen; unendlich ist ihre Zahl“, schrieb Jochen Naumann (Vorsitzender des Kinderschutzbunds Ortsverband Frechen) im Februar Bürgermeisterin Susanne Stupp, als er den Vorschlag machte.

Der erste direkt gewählte, hauptamtliche Bürgermeister von Frechen

16 Jahre lang, von 1999 bis 2015, war Hans-Willi Meier Bürgermeister von Frechen. „Ich wollte unbedingt der erste von der Bevölkerung gewählte Bürgermeister werden“, erzählt der 73-Jährige Frechener Jung‘, dessen Eltern den „Spar-Markt Meier“ in Hücheln betrieben. „Das ist mir gelungen, und darauf bin ich ganz besonders stolz.“ Nach der Reform der nordrhein-westfälischen Gemeindeordnung wurden im September 1999 in NRW erstmals hauptamtliche Bürgermeister direkt von den Bürgern für fünf Jahre gewählt. Zuvor hatte die Kommunalverfassung des Landes eine doppelte Verwaltungsspitze aus einem Stadtdirektor und einem ehrenamtlichen und vom Rat gewählten Bürgermeister vorgesehen. Hans-Willi Meier war der erste Bürgermeister in Frechen, der beide Funktionen in seinem Amt vereinte. 57 Prozent der Wähler entschieden sich damals für ihn. In den Jahren 2004 und 2009 wurde er wieder gewählt, 2015 trat er nicht mehr an und schickte statt dessen seine Wunschkandidatin Susanne Stupp ins Rennen, die ihn im Oktober 2015 als Bürgermeisterin von Frechen ablöste.

Seinen „ersten großen Wurf“ habe er aber schon 1994 gelandet, erwähnt der Bürgermeister a.D., der seit 1984 Mitglied der CDU-Fraktion im Rat war. Nach langen Verhandlungen mit dem damaligen Postministerium sei die Ansiedlung des Briefverteilzentrums in Frechen mit heute fast tausend Beschäftigten perfekt gewesen. Eine Vielzahl weiterer Unternehmensansiedlungen in Frechen gehen auf sein Konto: Bauhaus, Porta, Trigema oder Deiters, um nur einige zu nennen. Kontakte waren und sind bis heute seine Stärke. Besonders schätzt er, so viele erfolgreiche Unternehmer und andere große Persönlichkeiten kennen gelernt zu haben. „Papst Benedikt, Kardinal Meissner und den heutigen Erzbischof von Berlin, Dr. Heiner Koch, durfte ich beim Weltjugendtag 2005 kennenlernen“, erinnert er sich gerne. „Für mich war das eine sehr schöne Zeit.“

Von guten und von schlechten Entscheidungen

Für eine seiner besten Entscheidung hält er die Einrichtung des Frechener Stadtarchivs in der ehemaligen Marienschule, für das er sich zusammen mit dem Journalisten Helmut Weingarten Anfang der 2000er Jahre stark gemacht hatte. Und gerne hätte er auch noch in seiner Amtszeit die neue Feuer- und Rettungswache eingeweiht. Doch das obliegt nun voraussichtlich im kommenden Jahr seiner Nachfolgerin.

Durchaus auch kritisch blickt er auf seine Amtszeit zurück. „Keinen technischen Beigeordneten eingestellt zu haben“, antwortet er auf die Frage nach seinem größten Fehler als Bürgermeister. „Diese Personalentscheidung hätte im Nachhinein viel Ärger erspart“, ergänzt er, ohne näher darauf einzugehen. Organisatorisch untersteht der Aufgabenbereich eines technischen Beigeordneten in der Frechener Stadtverwaltung teils der Bürgermeisterin und teils dem Kämmerer.

„Wir haben viel zu viele Verordnungen in Deutschland, die eingehalten werden müssen“ antwortet er auf die Frage nach Schwierigkeiten in seiner Amtszeit. „Viele derartige Entscheidungen gingen mir oft gegen den Strich.“ Und für die schwierigste Aufgabe eines Bürgermeisters hält er es, allen gerecht zu werden.

„Ich will noch was tun für die Leute“

Und was ist als Bürgermeister am wichtigsten? „Der Kontakt zu den Bürgern“, antwortet er ohne nachzudenken. „Die Bürgernähe war mein großes Glück.“ Man sage ihm ja nach, er sei mit 50 Prozent der Frechener verwandt und die anderen 50 Prozent würde er kennen. „Da ist was dran“, schmunzelt er. „Es kommt mir zugute, dass ich ein irrsinnig gutes Personengedächtnis habe.“ Und sich für die Bürger einzusetzen und für sie da zu sein, sei immer das Wichtigste für ihn gewesen.

Bis heute. Denn auch heute noch stellt er seine Erfahrungen und seine Kontakte in den Dienst von Menschen, die mit einem Problem zu ihm kommen. „Ich will noch was tun für die Leute.“ An erster Stelle steht allerdings seine Familie: „Nachdem ich meine Operation am Herzen gut überstanden habe, kümmere ich mich in erster Linie um meine Enkel“ erzählt er, hole sie von der Schule ab oder fahre sie zum Tennis oder zum Schlagzeugunterricht. „Da wir hier alle zusammen leben, ist der Familienverbund sehr eng.“ Sein Enkel sei übrigens dagegen gewesen, dass er Ehrenbürger wird, verrät Großvater Hans-Willi Meier noch – und zwar nachdem der Kleine erfahren habe, dass alle anderen Ehrenbürger von Frechen schon verstorben sind.

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