Keramikpreis 2018 – 1701 Rezepte für Rot und andere Versuche
Drei Jahre lang hat Lena Kaapke Rezepte für Rot ausprobiert. Genauer gesagt: Rezepturen für rote Keramik-Glasuren – und zwar nicht weniger als 1701. Ihre Versuche hat die Absolventin der Kieler Muthesius Kunsthochschule in Zahlen aus Porzellan dokumentiert. Jede der zerbrechlich wirkenden, handgeschriebenen Zahlen-Objekte, die zurzeit im Keramion auf schmalen Wandleisten in mehreren Reihen untereinander aufgestellt sind, ist das Ergebnis einer Rezeptur. Die Idee sei gewesen, eine Art Farbfächer zu erschaffen, mit der Keramiker arbeiten können, erzählt die Künstlerin am vergangenen Sonntag bei der Eröffnung der Ausstellung zum Frechener Keramikpreis 2018 im Keramion.
Künstlerische Dokumentation von Fehlversuchen
Ihre dreistelligen Zahlen-Objekte an der Wand hinter ihr sind nach Helligkeit geordnet, die Glasuren führen von verschiedenen Weißtönen zu dunklen bis vermeintlich schwarzen Nuancen. Einzelne Zahlen wiederholen sich, denn aufgrund verschiedener Parameter wie Auftragsstärke der Glasuren oder Brenntemperatur kann eine Rezeptur ganz unterschiedliche Ergebnisse erzielen. Nur: Keine einzige der Zahlen, die Lena Kaapke auf den Wandleisten im Keramion aufgereiht hat, ist rot!? Die Erklärung: Ihre Installation mit dem Titel „Rot II“ ist gewissermaßen die Dokumentation ihrer Fehlversuche, das heißt der Arbeitsgänge, bei denen sich – aus welchen Gründen auch immer – kein Rot einstellen wollte. Für die Installation „Rot I“ aus sämtlichen rötlichen Zahlen, die also gleichsam die gelungenen Versuche dokumentieren, wäre im Keramion kein Platz gewesen. Man kann sie aber auf einem Bild in einem kleinen Bändchen bewundern, dass neben der Installation „Rot II“ an der Wand hängt.
Keramikpreis für fünf Künstlerinnen und Künstler
Lena Kaapke ist eine von vier Preisträgerinnen und Preisträgern des Keramikpreises 2018. Die Jury aus der Galeristin Jutta Idelmann aus Gelsenkirchen, der Leiterin Bildende Kunst vom Stadtmuseum Oldenburg Dr. Sabine Isensee, der Künstlerin Doris Kaiser aus Frechen-Grefrath, dem Kunsthistoriker Dr. Peter Lodermeyer aus Bonn und der Sammlerin Hannelore Seiffert aus Schiffweiler zeichneten sie und das Künstlerduo Viola Relle & Raphel Weilguni, beide Absolventen der Akademie der Bildenden Künste München, mit jeweils 1.500 € aus. Der dritte Preis von 1.500 € ging zu gleichen Teilen an Jantje Almstedt, Absolventin der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, und David Rauer, Absolvent der Kunstakademie Münster.
Seit 1972 verleiht die Frechener Kulturstiftung den Keramikpreis im Dreijahresrhythmus. Der keramische Förderpreis richtet sich an junge Kunstschaffende bis zu einem Alter von 35 Jahren, die ihre Tätigkeit in Deutschland ausüben. Bereits im Februar 2018 hatte eine Vorjury aus insgesamt 40 Bewerbungen die Teilnehmer des diesjährigen Wettbewerbs ausgewählt: 13 Künstler und Künstlerinnen und ein Künstlerduo – allesamt Studenten oder Absolventen von Akademien sowie Fachhochschulen aus dem gesamten Bundesgebiet. Es sind Jantje Almstedt, Anna Badur, Sarah Bartmann, In Jung, Lena Kaapke, Katrin Kliemann, Anna Dorothea Klug, Jinhwi Lee, Susann Paduch, Laura A. Pöhlmann, Sarah Pschorn, David Rauer, Angelika Rauf und das Künstlerduo Viola Relle und Raphael Weilguni.
Entdeckungstour durch die junge keramische Kunst in Deutschland
Die Arbeiten der 14 Wettbewerbsteilnehmer sind nun in der Ausstellung zum Keramikpreis 2018 zu sehen, die gleichzeitig mit der offiziellen Preisverleihung im Keramion eröffnet wurde. Sie lädt die Besucher ein, die junge keramische Kunst in Deutschland zu entdecken, Tendenzen aufzuspüren und die facettenreiche Vielfalt der Themen und künstlerischen Auseinandersetzung mit dem Material zu erkunden. Der Katalog zur Ausstellung enthält die ausführlichen Statements der Jury zu den ausgestellten Arbeiten aller Künstlerinnen und Künstlern und erleichtert damit den Zugang auch zu den abstrakteren Werken.
Quellenhinweis: Text und Bildunterschriften stammen in Auszügen aus Presseinformationen des Keramions und aus den Statements der Jury, die im Katalog zur Ausstellung zum „Keramikpreis 2018 der Frechener Kulturstiftung“ nachzulesen sind.