Lärmaktionsplan: Tempo 30 auf dem Freiheitsring und der Aachener Straße in Königsdorf

Lärmaktionsplan für Frechen - Maßnahmen

Die wichtigsten von der Planersocietät empfohlenen Maßnahmen im Rahmen des Lärmaktionsplans für Frechen. Quelle: Entwurf Lärmaktionsplan, Stadt Frechen

Der Freiheitsring in Frechen und die Aachener Straße in Königsdorf sind die Straßen auf Frechener Stadtgebiet mit der höchsten Lärmbelastung für die Anlieger. Die beste Möglichkeit, diese Straßenabschnitte von Verkehrslärm zu entlasten, ist eine Reduzierung der zugelassenen Höchstgeschwindigkeit auf 30 Kilometer pro Stunde (km/h). Zu diesen Ergebnissen kommt eine Untersuchung der Stadt- und Verkehrsplaner von der Dortmunder Planersocietät. Die Stadt Frechen hatte das Unternehmen mit der Erstellung eines so genannten Lärmaktionsplans beauftragt, zu dem die Kommune laut EU-Recht verpflichtet ist. Bei der Sitzung des Ratsausschusses für Bauen, Verkehr und Umwelt (BVU) am 6. Oktober stand der Entwurf des Lärmaktionsplans auf der Tagesordnung. Am Montag, den 17. Oktober, wird er veröffentlicht, damit die Öffentlichkeit Stellung dazu nehmen kann.

Grenzwerte werden selten überschritten

„Wir haben in Frechen eine hohe Grundbelastung, aber nur wenige Überschreitungen der Grenzwerte“, fasste Christian Stahlschmidt, Fachdienstleiter Technische Infrastruktur, die Ergebnisse des Lärmaktionsplans zusammen. Wie die Analysen zeigen, liegt die Lärmbelastung auf den Hauptverkehrsadern in Frechen tagsüber durchschnittlich zwischen 65 und 75 Dezibel (dB(A)*). Das liegt irgendwo zwischen der Lärmbelästigung durch ein normales Gespräch und der durch einen Rasenmäher. Wissenschaftliche Studien kommen zu dem Ergebnis, dass Dauerbelastungen über 65 dB(A) am Tag zu einem erhöhten Gesundheitsrisiko führen. Die Folgen sind zum Beispiel Konzentrationsstörungen, Stresssymptome, Tinnitus, Schlafstörungen und Störungen des Stoffwechsels und des Hormonhaushalts. Langfristig sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen möglich. Um einen umfassenden Gesundheitsschutz der Frechener Bevölkerung zu gewährleisten, orientiert sich die Stadt Frechen an Empfehlungen des Umweltbundesamtes und legte fest, dass dort Maßnahmen ergriffen werden sollen, wo der Schallpegel tagsüber 65 dB(A) und mehr erreicht und nachts 55 dB(A).

Verkehrslärm auf Frechener Stadtgebiet zwischen 6 und 22 Uhr in dB(A)

Verkehrslärm auf Frechener Stadtgebiet zwischen 6 und 22 Uhr in dB(A). Quelle: Entwurf Lärmaktionsplan, Stadt Frechen

Frechener Stadtgebiet zwischen 22 und 6 Uhr in dB(A)

Verkehrslärm auf Frechener Stadtgebiet zwischen 22 und 6 Uhr in dB(A). Quelle: Entwurf Lärmaktionsplan, Stadt Frechen

Von Tempo 50 auf Tempo 30

Die höchste Priorität im Maßnahmenkatalog des Lärmaktionsplans für Frechen hat die Aachener Straße zwischen Paulistraße und Friedrich-Ebert-Straße. Zum einen steigt die Lärmbelastung auf diesem Abschnitt tagsüber auf über 70 dB(A), zum anderen sind dort vergleichsweise viele Anwohner betroffen. Da es auf den weiteren Abschnitten zwischen dem Kreisverkehr Brauweilerstraße und dem Zeisigweg auch nicht leiser ist, schlägt die Planersocietät Tempo 30 auf der ganzen Strecke vor. In Frage kämen außerdem je ein Kreisverkehr an den Kreuzung Aachener/Paulistraße und /Friedrich-Ebert-Straße, die Tempo aus dem Durchgangsverkehr nähmen. Zwar wird die neue Anschlussstelle Königsdorf an die A4 die Aachener Straße vor allem vom Pendlerverkehr aus Bergheim und Horrem nach Köln entlasten, sie wird aber gerade erst gebaut und voraussichtlich nicht vor 2019 fertig sein.

Die Fahrgeschwindigkeit von 50 auf 30 km/h zu senken, bewirkt den Planern zufolge eine Lärmminderung von 2 bis 3 dB(A). Das komme einer Verringerung des Verkehrsaufkommens um die Hälfte gleich. „Mit Tempobeschränkungen können daher kurzfristig und kostengünstig deutlich messbare Lärmminderungen erreicht werden“, heißt es im Entwurf des Lärmaktionsplans.

Fahrräder auf die Straße

In der Frechener Innenstadt könnte auf dem gesamten Freiheitsring die Höchstgeschwindigkeit von 50 auf 30 Stundenkilometer begrenzt werden. Auf dieser Strecke schlägt die Planersocietät außerdem die Verlegung der Radwege auf die Fahrbahn vor. Dass wäre insofern Lärm mindernd, als dass die Autos in die Straßenmitte und damit ein Stück von den Häuserreihen weg gedrängt würden. Außerdem müssten sie besser auf Radfahrer Acht geben und deshalb vorsichtiger fahren und mehr abbremsen.

Auf der Blindgasse und der Dürener Straße, die an den Freiheitsring anschließen empfehlen die Planer bis zum Neuen Weg ebenfalls Tempo 30.

Langsamer durch Bachem

Tempo 30 – eventuell nur nachts – schlagen die Planer auch für die Durchgangsstraßen in Bachem vor: Die Hubert-Prott-Straße und die Gleueler Straße sowie die Rudolfstraße sind von Durchgangsverkehr belastet. Auch auf der Rudolfstraße herrscht Berufsverkehr, hier kommt laut Maßnahmenkatalog neben der Geschwindigkeitsreduzierung eine Fahrbahnverengung am Ende der Bachemer Straße in Betracht, die den Ortseingang markieren würde.

Auf allen belasteten Strecken könnte man auch einen speziellen lärmmindernden Asphalt aufbringen. Das sollte aber nur geschehen, wenn eine Straße ohnehin sanierungsbedürftig ist, empfehlen die Planer schon aus Kostengründen.

Tempo 120 auf der Autobahn

Von erhöhten Lämbelastungen sind die Ortsteile in der Nähe der Autobahnen 1 und 4 betroffen, vor allem Bachem sowie Neubuschbell, Buschbell und Hücheln. Schallschutzmauern dämpfen den Lärm dort bereits stellenweise. Die sollten laut Maßnahmenkatalog überprüft und gegebenenfalls optimiert werden. In Bachem ist eine neue Schallschutzmauer in Planung.

Eine spürbare Entlastung könnte darüber hinaus Tempo 120, beziehungsweise Tempo 100 in der Nacht auf den betreffenden Autobahnabschnitten bringen. Die fallen allerdings in den Zuständigkeitsbereich des Landesbetriebs Straßen NRW. Das gilt übrigens auch für die Aachener Straße als Landesstraße, sowie noch für den Freiheitsring, der jedoch Kreisstraße werden soll. Der Landesbetrieb Straßen NRW sei bereits von der Stadt angeschrieben und um Stellungnahme zum Lärmaktionsplan gebeten worden, informiert Christian Stahlschmidt.

Für Bahnverkehr nicht zuständig

Für den Lärm, den der Schienenverkehr in Frechen macht, ist das Eisenbahnbundesamt zuständig. Da könne die Stadt gar nichts unternehmen, erklärte Christian Stahlschmidt auf Nachfrage der BVU-Ausschussmitglieder. „Laut Bundesrecht kann die Stadt bei der Bahn nicht einmal intervenieren.“

Beteiligung der Öffentlichkeit

Der BVU-Ausschuss beschloss am 6. Oktober die Beteiligung der Öffentlichkeit am Lärmaktionsplan für Frechen. Jetzt sind die Bürger gefragt: vom 17. Oktober bis zum 7. November 2016 hat jeder die Möglichkeit, zum Entwurf des Lärmaktionsplans schriftlich Stellung zu nehmen. Wie die Stadt informiert, sind die Stellungnahmen per Post oder per E-Mail bei der Stadt Frechen einreichbar.

Der Entwurf des umfangreichen Berichts wird ab Montag, den 17. Oktober, auf der Internetseite der Stadt Frechen unter http://www.stadt-frechen.de/planenbauenundinfrastruktur/umweltschutz/basisseiten/entwurf_laermaktionsplan.php zum Download zur Verfügung gestellt. Zusätzlich liegt ein gedrucktes Exemplar des Entwurfs an der Infotheke im Foyer des Frechener Rathauses sowie im Geschäftszimmer der Fachdienste 6/9, Zimmer 306 jeweils während der Dienststunden aus: montags bis freitags von 8.30 bis 12.30 Uhr sowie donnerstags zusätzlich von 14 bis 18 Uhr.

*Zur einheitlichen Darstellung des Schalldrucks wird der Schallpegel in Dezibel (dB) angegeben. Die Bewertung „A“ bei dB(A) berücksichtigt den Umstand, dass das menschliche Ohr mittlere Tonlagen als lauter wahrnimmt, als tiefe oder sehr hohe Töne. Je höher der dB(A) Schallpegel, desto lauter ist das Geräusch für den Menschen. (Quelle: Entwurf Lärmaktionsplan, Stadt Frechen)

 

2 Kommentare

  • Karl-Heinz Schneider

    Eine Reduktion des Schallpegels um 2 bis 3 dbA ist fast nicht vernehmbar Es ist schon bedenklich das die Dortmunder Firma solch eine Empfehlung ausspricht. Hauptverkehrsstraßen mit Tempo 30 einzuschränken ist kontraproduktiv. MINIMAL verringerter Lärmpegel , der dafür länger anhält. Im Falle der Aachener Straße ist eine Umgehung bereits geplant. Auf dem Freiheitsring sollte ermittelt werden wie hoch die effektive Durchschnitts Geschwindigkeit ist bevor unsinnige Maßnahmen ergriffen werden, wo sich der Normal Bürger fragt, was soll das.
    Zu bemerken wäre noch, dass der Autor beruflich mit SchallschutzTechnik vertraut ist.

  • Hans Jürgenn Müller

    Da sollte man aber unbedingt die Rennstrecke „Uesdorfer Str.“ mit einbeziehen.
    Besonders ab 20 Uhr bis morgens um 5 Uhr

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