Unterhaltsamer Zeitzeuge – Nachholtermin des Königsdorfer Literaturforums mit Gerhard Uhlenbruck

Gerhard Uhlenbruck

Der Kölner Wissenschaftler und Sportler Gerhard Uhlenbruck ist am 4. April zu Gast im Königsdorfer Literaturforum. Foto: privat

Der Saal des evangelischen Gemeindehauses in Königsdorf war schon gut gefüllt, als den Moderator Jürgen Streich die Nachricht erreichte, dass der Referent des Abends, Gerhard Uhlenbruck, auf dem Weg zum Auto, mit dem er zur Veranstaltung gebracht werden sollte, im Schnee gestürzt war und nun verletzt zu Hause liege. Die Macher des Literaturforums entschieden kurzerhand, das Publikum mit Musik, Aphorismen von Uhlenbruck und Kommentaren dazu zu unterhalten. Jürgen Streich bedankte sich anschließend bei dem jugendlichen Gitarrenquartett „Viererkette“ der Frechener Musikschule für deren Stücke und bei seiner Lebensgefährtin Elisabeth Kann sowie seinen PEN-Club-Kollegen Margit Hähner und Peter Rosenthal dafür, dass sie spontan Aphorismen aus Uhlenbrucks Büchern ausgesucht, vorgetragen und kommentiert hatten. Ein Besucher des Literaturforums sagte anschließend zu Jürgen Streich, dass dies „die gelungenste nicht gelungene Veranstaltung“ gewesen sei, die er je besucht habe.

Im Wartezimmer von Konrad Adenauer

Nun aber hat Gerhard Uhlenbruck fest vor, am 4. April auch persönlich in Königsdorf zu erscheinen. Er wurde im Juni 1929 als Sohn des Medizin-Professors Paul Uhlenbruck geboren und kann sogar aus dem privaten Wartezimmer des früheren Oberbürgermeisters von Köln, Konrad Adenauer, berichten. Als Kind hatte er Zugang dazu, denn sein Vater behandelte den späteren ersten deutschen Bundeskanzler und rettete ihn mit einem gefälschten EKG vor der Verhaftung durch die Gestapo.

Mit Hitlerjungen geprügelt

Auch Gerhard Uhlenbruck selbst benötigte die medizinische Diagnose seines Vaters, der General-Arzt war – der bescheinigte ihm zeitweise geistige Aussetzer -, um wieder aus den Fängen der Nazi-Häscher entlassen zu werden. Er hatte nämlich auf der Insel im Decksteiner Weiher bei Fahrtenliedern zur Gitarre den Edelweißpiraten Jean Jülich kennengelernt und sich gemeinsam mit ihm auf dem Heimweg mit Hitlerjungen geprügelt. Gerhard Uhlenbruck: „Wir waren anders, gefühlsmäßig gegen alles, was von den Nazis kam.“ Er blieb mit Jean Jülich, der im Sommer 2004 als dessen zweiter Gast das Königsdorfer Literaturforum mit aus der Taufe hob, bis zu dessen Tod im Jahr 2011 befreundet.

Deutscher Marathonmeister der Ärzte

Auch nach dem Krieg blieb Gerhard Uhlenbruck schlagkräftig – als Leichtgewichtler beim Boxclub Heros, wo er auch Sparringspartner von Peter „Die Aap“ Müller war. Nach dem Krieg waren Wettkämpfe außerhalb der Stadt beliebt. Die Boxer bekamen dann oft Lebensmittel von ihren Gegnern vom Lande. Sportlich blieb Uhlenbruck sein ganzes bisheriges Leben. So wurde er später auch Deutscher Marathonmeister der Ärzte und lief die 42,195 Kilometer auch noch in hohem Alter.

Nach seinem Medizinstudium übernahm er die Leitung der Abteilung für Biochemie und Tumorimmunologie am Max-Plack-Institut für Hirnforschung, später wurde er Direktor des Institutes für Immunbiologie an der Universität Köln.

Als einer der Ersten trat er für Sport zur Stärkung des Immun- sowie des Herz- und Kreislaufsystems ein und engagierte sich dafür auch über seine Emeritierung im Jahr 1996 hinaus.

Der Eintritt zum Königsdorfer Literaturforum, zu dem der Pianist Alphonse Sauer zwei klassische Stücke beitragen wird, ist wie immer frei. Lediglich um freiwilligen „Austritt“ wird gebeten. Die Veranstaltung beginnt um 20 Uhr im evangelischen Gemeindehaus in Frechen-Königsdorf (Ecke Pfeilstr. / Franz-Lenders-Str.).

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