Baumsterben in der Jubiläumsallee in Bachem

Baumreihe an der Carl-Goerdeler-straße Richtung Ortsausgang Bachem

Gegenüber der Reihenhaussiedlung an der Carl-Goerdeler-Straße in Bachem wurden im Herbst 2017 die ersten Schwarzerlen der Jubiläumsallee gepflanzt. Dass es nicht allen gut geht, sieht man auch als Laie.
Foto: Susanne Neumann

Insgesamt 52 Schwarzerlen wurden seit Herbst 2017 entlang der Carl-Goerdeler-Straße in Frechen-Bachem gepflanzt. Nun sind neun von ihnen offenbar bereits abgestorben oder so gut wie tot, für 37 weitere Jungbäume besteht nach Einschätzung der Stadtbetrieb Frechen GmbH kaum noch Hoffnung. In einem Situationsbericht des Stadtbetriebs, der schon im Juli an die zuständige Fachabteilung im Frechener Rathaus gegangen sein soll, heißt es, dass „ein artgerechtes Wuchsverhalten der Schwarzerlen, eine artgerechte Ausbildung der Krone sowie ein artgerechtes Durchwurzeln tieferer Bodenstrukturen nicht anzunehmen ist. (…) Die nachhaltige Etablierung dieser Jungbäume ist bereits innerhalb der Entwicklungs- und Fertigstellungspflege gescheitert.“

Ungeeigneter Standort

Man könne das an ihrem Zustand ablesen, erklärt Florian Steins, Leiter der Abteilung Grün & Stadtreinigung beim Stadtbetrieb Frechen auf Nachfrage. Die Bäume seien schon an ungünstiger Stelle gepflanzt worden, nämlich an einem aufgeschütteten Standort am Hang. Dort stünden die Wurzeln im Schotter der angrenzenden Straße und würden nicht gut mit Nährstoffen versorgt. Die gesamte Baumreihe habe keine fachgerechte Pflanzvorbereitung erfahren und die jungen Erlen seien nach der Pflanzung auch nicht im erforderlichen Maße gepflegt und behandelt worden, zum Beispiel fachgerecht beschnitten. Insofern wäre das Baumsterben in der Allee auch nicht den trockenen Sommern 2018 und 2019 geschuldet – zumindest nicht nur.

Auf eine Initiative der CDU-Stadtverordneten Prof. Dr. Sylvia Knecht waren entlang des neugestaltete Rad- und Fußgängerweg an der Carl-Goerdeler-Straße zwischen Frechen-Bachem und Hürth-Gleuel seit Herbst 2017 insgesamt 52 Bäume als „Jubiläumsallee“ gepflanzt worden. Bürgerinnen und Bürger, Vereine und Institutionen hatten die Möglichkeit, für einen Betrag von 500 € die Patenschaft für einen dieser Bäume zu übernehmen. Auf der Homepage der Stadt sind aktuell Sponsoren für 11 Bäume namentlich aufgeführt.

Schwarzerlen Standort am aufgeschütteten Hang

Der Standort der Erlen sei nicht fachgerecht geplant und vorbereitet worden, urteilen die Baumgutachter vom Stadtbetrieb Frechen.
Foto: Susanne Neumann

Kein Auftrag für den Stadtbetrieb Frechen

Der Stadtbetrieb Frechen, der sich im Auftrag der Stadt unter anderem um die Pflege von Grünflächen, Parkanlagen und öffentlichen Bäumen und Baumbeständen sowie die Verkehrssicherung kümmert, war nicht selbst mit der Baumpflanzung entlang der Carl-Goerdeler-Straße beauftragt worden. Im Zuge der Ausschreibung dieser Leistung im Jahr 2017 hatte ein anderes Garten- und Landschaftsbauunternehmen den Auftrag erhalten.

(Anm. der Redaktion: Wie die Stadtverwaltung in einem anderen Zusammenhang informiert, werden Baumpflanzungen im Stadtgebiet regelmäßig nach Ausschreibung beauftragt. Der Auftrag umfasse immer die Betreuung und Pflege der jungen Bäume mindestens in den ersten drei Jahren – eben jene so genannte „Fertigstellungs- und Entwicklungspflege“. Diese Pflege enthält der Verwaltung zufolge übrigens auch die ausreichende, der Witterung angepasste Wässerung der Bäume, was vor dem Hintergrund der letzten beiden trockenen Sommer von Bedeutung sein dürfte.
Quelle: Sitzungsdienst der Stadt Frechen, Beratungsunterlage und Beschlussvorschlag im BVU, Vorlage Nr.: 417/16/2018 zur Versorgung von Pflanzen im Stadtgebiet mit Wasser )

Was den Stadtbetrieb denn die Allee anging, wenn man gar nicht zuständig war? „Nächstes Jahr müssten wir die Bäume in unseren Leistungskatalog übernehmen“, gibt Florian Steins einen Hinweis. „Aber wir können nur für gesunde Bäume die Verantwortung übernehmen.“ Nach Beendigung der vertraglich festgelegten Entwicklungspflege werden die Bäume an den Stadtbetrieb Frechen übergeben, der sich fortan darum kümmern muss, dass sie gesund bleiben. Die Voraussetzung für eine Übernahme der Jungbäume an der Carl-Goerdeler-Straße durch den Stadtbetrieb sei aus fachlicher Sicht nicht gegeben, heißt es in dem erwähnten Situationsbericht. Der Vorschlag: Die neun toten oder fast toten Bäume könnten „pauschal herausgenommen und ersetzt werden.“ Leider bestehe auch bei den 37 stark geschwächten Jungbäumen wenig Hoffnung: „Aus vegetativen, nicht zuletzt aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten sind die Schwarzerlen, deren Vitalität stark eingeschränkt ist, zeitnah durch das beauftragte Unternehmen, (sic.) im Rahmen der Gewährleistung zu ersetzen.“

Bislang keine Stellungnahme von der Stadtverwaltung

Die Frechener SPD hatte im trockenen Sommer 2019 ebenfalls auf den desolaten Zustand der Jubiläumsallee hingewiesen. „Viele der Bäume haben nur sehr wenige und kleine Blätter an langen Trieben ausgebildet, was darauf schließen lässt, dass die Bäume bereits seit längerer Zeit unter Wassermangel leiden“, heißt es in einem Schreiben der SPD an die Bürgermeisterin. „Wir bitten Sie deshalb Maßnahmen einzuleiten, die geeignet sind, die Bäume gegebenenfalls noch zu retten.“ Geschehen sei daraufhin seines Wissens nichts mehr, erklärt der SDP-Fraktionsgeschäftsführer Jürgen Weidemann auf Nachfrage von Frechenschau.de.

Initiatorin Sylvia Knecht zeigte sich auf die Nachricht vom desolaten Zustand der Allee überrascht: „Ich lasse diese Auskunft in der Verwaltung erst mal klären“, antwortete sie auf Anfrage. Vor allem wolle sie wissen, ob der Zustand der Bäume tatsächlich so schlecht sei, wie vom Stadtbetrieb dargestellt. „Mein Sachstand ist nämlich ein ganz anderer.“ Auf eine Bitte von Frechenschau.de um Stellungnahme hat die Stadtverwaltung bislang noch nicht geantwortet.

3 Kommentare

  • Ganz klar zu wünschen wäre es, wenn man schon 500 EUR als Sponsor gibt, dass die ersten Jahre wie in der Vergabe vereinbart auch gepflegt würden . Die Bepflanzung an sich, ist eine der typischen Fehlleistungen einer unterbesetzten bis ausgebeuteten Verwaltung, wobei die Spitze seit Jahren nichts Gutes zu Wege bringt. Schade um die Mühe um die Allee. Frau Dr. Knecht redet sich einfach mit anderem Sachstand heraus. (…)*
    P S.: von den Mülleimern habe ich seit September nichts neues gehört. Auf die Aufstellung werde ich wohl noch 1 Jahr warten müssen…?

    *Anmerkung der Frechenschau.de-Redaktion: Der Kommentar wurde etwas gekürzt.*

  • Rolf Ginkel

    Gehöre zum Kreis der Baum sponsoren und habe selbst ein Interesse (beteilige mich regelmäßig), dass der Müll (Flaschen, Taschentücher, Zigarettenschachteln, Hundekotbeutel), der entlang der Allee von Spaziergängern und Autofahrern achtlos weggeworfen wird, auch beseitigt wird. Ich bin enttäuscht über den Pflegezustand der Jubiläumsallee insgesamt und die Tatsache, dass einige Bäume während der letzten beiden extrem heißen Sommer offenbar mangels ausreichender Wasserversorgung sehr gelitten haben. Für ein seitens der Stadt Frechen ausgerufenes Prestigeobjekt dieser Art wäre ein deutlich höherer Pflegeaufwand wünschenswert.

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