Dr. Max Samuel – ein jüdischer Arzt aus Frechen als Kollaborateur in Auschwitz?
Dienstag, 12. November 2019
19:00
Veranstaltungsort Pfarrsaal von St. Severin
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Vortrag von Dr. Jochen Menge:
Der 1880 in Frechen geborene Max Samuel wurde ein sehr erfolgreicher Frauenarzt in Köln; seine Praxis lief so gut, dass er schließlich ein großes Haus am Salierring 50 erwerben konnte. 1938 floh er vor den Nationalsozialisten mit seiner Frau und seiner jüngeren Tochter nach Brüssel. Nachdem die Deutschen im Mai 1940 in Belgien einmarschiert waren, versuchten die Samuels, in die Schweiz zu gelangen, wurden aber an deren Grenze festgenommen und nach Auschwitz deportiert.
Max Samuel war damals 62 Jahre alt. Männer dieses Alters wurden normalerweise nach der Ankunft im Lager gleich in den Tod geschickt, aber ihn als bekannten Spezialisten ließ man am Leben: man wollte ihn für wissenschaftliche Experimente einsetzen. In dem berüchtigten Block 10 nahm er zusammen mit SS – Ärzten an Versuchen teil; unter anderem wurden hier jüdische Frauen durch Röntgenstrahlen sterilisiert. Darüber, ob er ein williger Helfer der SS war oder ob er vielmehr versucht hat, den Frauen nach Maßgabe seiner Möglichkeiten zu helfen, gehen die Aussagen der überlebenden Zeuginnen auseinander. Einige Historiker nehmen an, dass er sich zur Mitarbeit bereit erklärte, um so seine Tochter, die ebenfalls nicht sofort umgebracht worden war, zu schützen. Geholfen hat es weder ihr noch ihm. Beide haben das Lager nicht überlebt.
Die Teilnahme ist kostenlos, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.