„Gefeiert wird immer!“ – IFU-Wirtschaftspreisträger Herbert Geiss im Interview

Herbert Geiss, Henriette Reker und Horst Winkelhag bei IFU-Wirtschaftspreis - Verleihung

Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker und der IFU-Vorsitzende Horst Winkelhag (r.) überreichten Deiters-Inhaber Herbert Geiss den IFU-Wirtschaftspreis 2017.
Bild: Susanne Neumann

 

„Für herausragende, wirtschaftliche und unternehmerische Leistungen“ verleiht die Interessenvereinigung Frechener Unternehmer (IFU) seit dem Jahr 2000 alljährlich den IFU Wirtschaftspreis. Im Rahmen einer Feier mit geladenen Gäste aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, darunter Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker als Rednerin, gab der Vorsitzende der IFU, Horst Winkehag, vergangenen Donnerstag im Frechener Keramikmuseum Keramion den diesjährigen Preisträger bekannt: den „Deiters“-Inhaber Herbert Geiss, der das Unternehmen seit 14 Jahren führt und es ganz auf den Karneval und Kostüme konzentriert hat.  „Mit ihm begann der stetige Ausbau der Unternehmensgruppe“, wie Horst Winkelhag in seiner Rede zur Preisverleihung feststellte, „ein Ende der Expansion von Deiters ist noch nicht in Sicht.“

Zusammen mit seiner Frau Rocsana Geiss und Söhnchen Fritz, der erst vor vier Wochen zur Welt gekommen ist, flog Herbert Geiss am Tag nach der Preisverleihung in den Urlaub. Vorher nahm er sich noch Zeit für ein Interview mit Frechenschau.de-Redakteurin Susanne Neumann.

 

Herr Geiss, sie haben den Wirtschaftspreis 2017 der IFU bekommen. Geld gibt es dafür aber nicht, wenn ich richtig informiert bin.

Selbst wenn ich Geld bekommen hätte, hätten wir es definitiv gespendet. Unser Geld verdienen wir schon selber.

Also ist der Preis für die Ehre.

Es macht mich auf jeden Fall sehr stolz, mit 34 (Jahren) so einen Preis zu bekommen. Das ist eine sehr tolle Ehrung – besonders in dem Kreis: Wir hatten alle IFU-Mitglieder und sehr hochwertige Gäste da. Speziell, dass die Kölner Oberbürgermeisterin Frau Reker mir als Kölner den Preis übergeben hat, hat mich sehr gefreut.

Womit haben Sie ihn verdient?

Ich glaube, ich hab‘ ihn mit Fleiß verdient. Grundsätzlich ist die Auswahl ja dem IFU-Vorstand geschuldet. Aber gestern haben auch ganz viele gesagt ‚Das hat der Richtige gekriegt, da gab’s gar nichts zu diskutieren‘. Deswegen hab ich vielleicht auf der einen Seite eine gewisse Scham, aber auf der anderen Seite bin ich enorm stolz.

Wieso Scham?

Mich selbst zu rühmen ist nicht so meine Art. Und man tritt ja als Chef nicht an, um Preise zu verdienen, sondern man tritt an, um auf dem Markt bestehen zu können. Ich mach‘ mein Geschäft und versuche unseren Mitarbeitern einen vernünftigen Arbeitsplatz zu bieten mit einem tollen Betriebsklima.

Herr Winkelhag sagte in seiner Rede zur Preisverleihung, in Spitzenzeiten beschäftigten Sie bis zu 700 Mitarbeiter. Das heißt, Sie beschäftigen saisonal?

Ja, da wir sehr stark saisonabhängig sind, müssen wir auch unseren Personalstamm saisonal darauf einstellen. Wir würden die Mitarbeiter gerne ganzjährig beschäftigten, wenn der Umsatz das hergeben würde. Aber bei uns ist die Hauptzeit eben in den Karnevalsmonaten. Wobei es schon so ab August, September losgeht mit Oktoberfest und Halloween. Da wird bei uns auch schon eingestellt. Und nach Karneval werden Leute übernommen, die dann auch neue Standorte mit bespielen. Der Trend zu mehr Personal ist bei uns also jedes Jahr gegeben.

Wie viele Filialen haben Sie denn letztes Jahr neu eröffnet?

Letztes Jahr vier. Wir haben zum Jahreswechsel noch zwei Geschäfte zusätzlich aufgemacht in Mönchengladbach City und Siegburg.

Und wie viele Filialen haben Sie jetzt insgesamt?

Dreiundzwanzig. Die Südlichste ist in Stuttgart. Nach Bayern würden wir auch gerne, Richtung München. Wir haben bis jetzt noch nichts gefunden, aber wir sind da auf der Suche. Wir sind in Mainz, in Hessen sind wir in Wiesbaden und Frankfurt vertreten. Es gibt noch ganz viele Standorte, die Verkleidung brauchen.

Seit 2014 gibt es auch eine Deiters-Filiale in Berlin und 2016 haben Sie in der Hauptstadt einen Karnevalszug organisiert, in diesem Jahr auch wieder?

Ja, in sehr prädestinierter Lage direkt am Ku’damm. Es waren mehr Besucher und Zuschauer da und mehr Gruppen. Wir machen das natürlich, um uns ein bisschen den eigenen Markt zu schaffen. Der Berliner ist noch nicht so jeck wie der Rheinländer. Aber Berlin ist halt eine große Stadt. Und wir versuchen natürlich die Nachfrage nach Kostümen da mit so einer Veranstaltung zu steigern.

Wie sieht’s mit Deiters im Osten aus?

Es gibt noch andere Standorte, die ich erstmal für wichtiger halte …

… zum Beispiel?

Trier wär ein Thema. Und Ruhrpott ist ein Thema, das sind wir noch gar nicht vertreten.

Wollen Sie auch ins Ausland?

Wird irgendwann kommen, klar. Aber bis jetzt sind noch keine Standorte aktuell, die man benennen kann.

Passen Sie das Sortiment den Städten an?

Nein, wir haben ein grundsätzliches Gesamtsortiment. Das ist immer mal abweichend, in Köln und im Rheinland gibt es vielleicht mal mehr Köln-lastige Sachen, Rot-Weiße zum Beispiel. Aber grundsätzlich sind wir zu 99 Prozent gleich im Sortiment.

Stellen Sie ihr Sortiment aus einem Katalog zusammen oder wo kommt es her?

Wir machen alles selber. Wir haben eigene Designer hier im Haus in Frechen. Die designen und bereiten die Schnitte vor. Danach werden die ersten Muster produziert und dann die Ware produziert.

Wie viele Designer beschäftigen Sie denn, das sind doch unheimlich viele Kostüme.

So viele Designer braucht man dafür nicht. Es geht um die Produkte an sich und darum, Verpackungen herzustellen, die aufs Produkt abgestimmt sind. Wir arbeiten da so mit 5 bis 6 Leuten.

Produzieren lassen Sie Ihre Ware überwiegend in China. Ich habe gelesen, dass sie auch mal die Idee hatten, in Frechen zu produzieren. Hat sich etwas getan in der Richtung?

Nein. Wir produzieren hier gar nichts. Wir machen ein paar spezielle Artikel auch in Deutschland, bei kleineren, ausgewählten Hutmachern. Aber zu 90 Prozent ist das schon alles aus Fernost. Wir hätten Kapazitäten, hier in Deutschland zu produzieren, würden das auch gerne tun, weil wir dann vom Arbeitsfluss her vieles einfacher hätten. Nur der Kunde möchte das nicht bezahlen.

Um wieviel wären Ihre Produkte made in Germany teurer?

Das könnte schon das Doppelte werden. Es kommt aufs Produkt an. Und irgendwo haben Sie immer einen Artikel, der importiert wird. 90 Prozent aller Waren auf der ganzen Welt kommen aus China. Und wer noch nie in China gewesen ist und meint, dass das alles so schlecht sei, sollte mal da hinfahren. Da sind wir sehr weit von entfernt, wie innovativ und wie gut China arbeitet.

Was ist ein gutes Kostüm?

Ein gutes Kostüm ist immer das, was sich gut verkaufen lässt. Das sind verschiedene Trends, die sich von Jahr zu Jahr durchsetzen. Wir leben natürlich auch ein bisschen von Film und Fernsehen. Jetzt zum neuen Filmstart wird zum Beispiel wieder das Thema „Minions“ beliebt. Und wir geben dem Kunden viel Spielraum, sein Kostüm zu individualisieren, wenn er am Schluss nicht nur das fertige Kostüm nimmt, sondern es eben auch mit Accessoires und Zubehör abrundet. Es macht Spaß, dem Kunden dabei zuzugucken, wie er sich verkleidet.

Herr Winkelhag sagte, Sie hätten in Spitzenzeiten in Frechen 18.000 Käufer pro Tag. Gibt es eine Zahl für alle Filialen?

Wir haben an einem guten Samstag 100.000 Kunden, das kann passieren.

Und Sie haben das ganze Jahr geöffnet?

Ja, wir haben alle Geschäfte das ganze Jahr geöffnet, zu ganz normalen Einzelhandelsöffnungszeiten. Zum Januar und Februar haben wir längere Öffnungszeiten, weil sich das dann rentiert. Nur, so einfach ist das alles nicht. Wenn man von Januar und Februar lebt, sind noch 10 Monate dazwischen, die man füllen muss.

Halloween und Karneval, und wann verkleiden sich die Leute noch?

Zum Oktoberfest zum Beispiel. Das hört der Münchner nicht gerne, aber grundsätzlich gehört die Tracht für uns zum Thema Verkleidung. Dann kommt jetzt „Jeck im Sunnesching“, dafür machen wir die ganzen Merchandising-Artikel. Wir haben Mottopartys vom Junggesellenabschied bis zu diversen Kindergeburtstagen. Gefeiert wird immer! Und Menschen im Kostüm starten schon mit einer gewissen Grundlaune in einen Abend, auch, wenn sie sich nicht kennen. Wir verkaufen mit Sicherheit keine lebensnotwendigen Artikel. Aber ich finde schon, dass wir den Menschen über den Artikel einen gewissen Spaß verkaufen, der unserer Gesellschaft, glaub‘ ich, ganz gut tut.

Ich habe gelesen, dass die große Halloween-Party, die Sie seit 2012 in der Köln-Arena feiern, anfangs ein Verlustgeschäft gewesen ist?

Die ist immer noch ein Verlustgeschäft. Weil wir die Tickets sehr günstig verkaufen bei dem Angebot, das wir da mit den DJs, der Technik und dem Equipment auffahren. Wir verbuchen das zwar unter Werbung. Aber das ist schon ein sehr hoher, sechsstelliger Betrag, der da fliegen geht.

Sie sind auf Erfolgskurs. Wie geht’s weiter, was haben Sie für Visionen?

Wir werden auf jeden Fall weiter expandieren dieses Jahr, auch mit neuen Standorten. Wir versuchen all unsere Themen, die uns vor die Füße fallen oder die wir selbst kreieren, weiter umzusetzen und das Thema weiter zu bespielen. An Ideen mangelt es uns nicht. Wir werden auf jeden Fall versuchen das Unternehmen noch größer zu machen.

Herbert Geiss auf seinem Thron aus dem Atelier MICMAC

Im Büro von Herbert Geiss in Frechen steht ein knallbunter Thron, den er sich im Düsseldorfer Atelier MICMAC hat anfertigen lassen.
Bild: Susanne Neumann

 

Haben Sie eigentlich Kontakt zu den „Geissens“?

Habe ich noch nie Kontakt zu gehabt. Ich kenne die so gut wie gar nicht. Da war ich ganz klein, als man Kontakt zu denen hatte.

Robert Geiss ist ihr Cousin, richtig?

Ja.

Gucken Sie die Sendung?

Kann ich besser mit leben, wenn ich das nicht gucke.

Warum? Ärgert Sie die Sendung?

Nee, ist nur nicht meine Art Menschen gegenüber zu treten. Wenn man erfolgreich ist, ist das schön. Aber ob man sich da in der Art und Weise präsentieren muss …?

Was gucken Sie denn gerne?

Ich hab keine Zeit Fernsehen zu gucken. Ich guck momentan viel unseren Sohn an und meine Frau. Und das ist auch das, was wichtig ist, der Rest ist nicht wichtig.

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