Integration in Frechen – „Ein*e Bürgermeister*in muss für alle da sein“

Portrait Clément Audard

Clément Audard, Foto: privat

Der nachstehende Bericht ist ein Gastbeitrag von Clément Audard. Der Franzose ist seit 2014 Vorsitzender des Integrationsrates der Stadt Frechen. Zur Integrationsratswahl am kommenden Sonntag tritt er auch wieder an, auf Platz Eins der Liste „Gemeinsam für Frechen“.

Als Luftfahrtingenieur kam Clément Audard vor zwölf Jahren nach Deutschland, um in Köln zu arbeiten. Er lebt mit seiner Familie in Frechen.

In der Zeit vom 31. Juli bis 8. August hat er sich mit allen Bürgermeisterkandidatinnen und Kandidaten für Frechen jeweils einzeln getroffen, um mit ihnen über Integration und Integrationsarbeit in Frechen zu sprechen und um ihre Konzepte zum Thema hier vorstellen zu können.

Alle Interviewpartner/innen hatten vor Veröffentlichung die Möglichkeit zu lesen und zu überarbeiten, was Clément Audard jeweils über sie verfasst hat. Die Redaktion hat sich jedoch vorbehalten, einige Passagen noch sprachlich zu überarbeiten und ungeprüfte oder missverständliche Aussagen zu entfernen.

Text: Susanne Neumann, Redaktion Frechenschau.de   

 

In Frechen leben mehr als 7600 ausländische Mitbürger*innen, davon 4000 von außerhalb der EU. Neben Deutsch und Frechener Platt werden 72 andere Sprachen hier gesprochen. 120 verschiedene Nationalitäten sind hier vertreten. Ein*e Bürgermeister*in muss für alle da sein, für Menschen mit oder ohne Einwanderungsgeschichte. (Berechtigt zur Wahl einer Bürgermeisterin oder eines Bürgermeisters sind allerdings nur Deutsche oder EU-Bürger/innen, die das 16. Lebensjahr vollendet haben und seit mindestens 16 Tagen ihren (Haupt-)Wohnsitz in der Gemeinde haben, A.d.R.). Als Vorsitzender des Integrationsrates habe ich mit allen Bürgermeisterkandidatinnen und Kandidaten Gespräche geführt, um das Thema Integration nach vorne zu bringen. Ich wollte ihre Meinungen und Vorstellungen zum Thema Integration erfahren. Ziel war, über die aktuellen Herausforderungen zu sprechen und einen Einblick in die Möglichkeiten der zukünftigen Integrationspolitik in Frechen zu gewinnen. Eine Wahlempfehlung gebe ich nicht ab. Allen Kandidat*innen wünsche ich viel Erfolg!

Hauke Dressel, Die Linke Frechen

„Die Mehrheitsgesellschaft muss auch auf Migranten zugehen, um ihnen die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen.“

Hauke Dressel ist Sprecher des Stadtverbandes DIE LINKE.Frechen und sachkundiger Bürger im Jugendhilfeausschuss. Da er nicht im Rat saß, hat er über die Arbeit des Integrationsrats am meisten durch seine Fraktionskolleginnen und -kollegen erfahren, die dort mitarbeiteten. Die Zusammenarbeit mit dem Integrationsrat hält der Kandidat für wichtig – insbesondere Treffen zwischen dem/der Bürgermeister*in und allen Mitgliedern des Integrationsrats und nicht nur mit dem oder der Vorsitzenden.

Clément Audard mit Hauke Dressel am Rathaus

Hauke Dressel und Clément Audard hatten sich am 5. August auf der Terrasse des Frechener Hofes getroffen, fürs Foto posierten sie am Rathaus.
Foto: privat

Für etwas ganz besonderes hält Herr Dressel die Erklärung der Stadt Frechen gegen Rassismus und freut sich, dass sie im Rat so breite Unterstützung bekam. Auch die Bierdeckelaktion gegen Stammtischparolen sei ihm positiv im Gedächtnis geblieben.

Mehr Migrant*innen ins Rathaus

„Als Leiter der Verwaltung kann ich zunächst einmal positiven Einfluss auf Integration innerhalb der Verwaltung nehmen“, verspricht der Bürgermeisterkandidat, „zum Beispiel, in dem ich bei Einstellung und Ausbildung darauf achte, dass auch die Belegschaft der Verwaltung die Vielfalt der Bevölkerung widerspiegelt und Menschen mit Zuwanderungsgeschichte arbeiten, die eher für die speziellen Probleme von Migrant*innen und deren Nachkommen sensibilisiert sind.“ Das würde auch dazu führen, dass man im Haus mehr bilinguale Beschäftigte hat, die bei eventuellen Sprachproblemen vermitteln könnten. Herr Dressel möchte auch das ehrenamtliche Engagement noch mehr fördern.

Kreisausländerbehörde nach Frechen

Die Linkspartei und Herr Dressel setzen sich für eine Außenstelle der Kreisausländerbehörde in Frechen ein, damit Ausländer ihre behördlichen Angelegenheiten möglichst auch regeln könnten, ohne dafür jedes Mal nach Bergheim fahren zu müssen. Ein Vorschlag der Linken sei außerdem, endlich in Frechen ein Bürger-Zentrum einzurichten, wie es viele andere Städte im Rhein-Erft-Kreis schon hätten. Ein solches Zentrum könne auch als Begegnungsstätte für interkulturelle Treffen und Veranstaltungen dienen, um miteinander ins Gespräch zu kommen.

Vereine interkulturell gestalten

Herr Dressel möchte als Bürgermeister alles fördern, was es Bürgerinnen und Bürgern mit Migrationshintergrund erleichtert, einen gleichberechtigten Zugang zur Mehrheitsgesellschaft zu finden trotz eventuell auch vorhandener Sprachbarrieren. „Die Mehrheitsgesellschaft muss auch auf Migranten zugehen, um ihnen die gleiche Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen“, ist er der Meinung. Er würde zum Beispiel Sport-, Karnevals- und sonstige Vereine ermuntern, von sich aus auf Menschen mit Migrationshintergrund zuzugehen und zum Beispiel ihre Internet-Auftritte oder Informationsbroschüren mehrsprachig zu gestalten.

Er regt auch an, mehr Vereine zu gründen und zu fördern, die speziell den interkulturellen Dialog zum Ziel haben, zum Beispiel solche, in denen sich Frauen mit verschiedenen kulturellen Hintergründen austauschen können, da in traditionsorientierten zugewanderten Familien die Frauen oft nicht erwerbstätig seien und daher nicht die Arbeitswelt als Anknüpfungspunkt zur Mehrheitsgesellschaft hätten.

Herr Dressel hat viele europäische Länder, die Türkei und USA bereist, in Irland hat er Verwandte. Er glaubt allerdings nicht, dass man jedes Land persönlich bereisen muss, um etwas darüber zu lernen. Viel könne man über andere Länder erfahren, in dem man sich über das Internet mit ihren Einwohnerinnen und Einwohnern austauscht. In alle Welt zu fliegen ist aus Sicht von Herr Dressel in Zeiten der Klimakatastrophe auch nicht mehr angemessen.

Miriam Erbacher, Bündnis 90/Die GRÜNEN

„Ich bin stolz darauf, in einer Stadt zu leben, die sich gegen Rassismus bekennt. Ich plädiere für gegenseitigen Respekt und Solidarität. Deswegen unterstütze ich Aktionen, bei denen man sich kennenlernt.“

Miriam Erbacher ist Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Grüne im Frechener Stadtrat und Lehrerin im Frechener Gymnasium. Die Sporthalle des Gymnasiums wurde in der Flüchtlingskrise als Unterkunft genutzt, sie habe dort regelmäßig direkten Kontakt mit den Flüchtlingen gehabt, berichtet sie. Auch habe das Gymnasium eine Willkommensklasse eingerichtet, die den Übergang in die normalen Klassen ermöglicht.

Miriam Erbacher im Gespräch mit Clement Audard

Mit Miriam Erbacher (links) sprach Clément Audard am 31. Juli im Restaurant Bio-Elsa, auch Martina Rosenthal, Vertreterin der Grünen Fraktion im Integrationsrat war dabei.
Foto: privat

Keine Schubladen

Flüchtlinge kämen aus verschiedenen Gründen nach Deutschland. Es könne sein, dass sie vor Krieg flüchten, oder sie wollten hier ein besseres Leben finden. Durch den Klimawandel verursacht würden sicher weitere Flüchtlinge kommen. Frau Erbacher möchte Bürgermeisterin für alle Frechener*innen sein. Sie möchte Menschen nicht in Schubladen stecken: groß-klein, dick-dünn, männlich-weiblich, mit oder ohne Migrationshintergrund.

Weltoffen

Frau Erbachers eigener politischer Schwerpunkt ist nicht Integrationspolitik. Doch über die Vorgänge im Integrationsrat tauscht sie sich mit der Vertreterin der Grünen Fraktion dort aus. Sie selbst habe viel Erfahrung im Ausland gesammelt. Sie sei 1993 mit einem Stipendium des Deutschen Akademischen Auslanddienstes (DAAD) in New York gewesen und habe dort insgesamt drei Jahre gelebt, erzählt sie. Sie spreche Englisch, Französisch, Italienisch und Spanisch, und wenn sie in ein Land fahre, versuche sie vorher, ein paar Sprachkenntnisse zu erwerben. Sie habe auch etwas Japanisch und Griechisch gelernt.

In Italien habe sie Steinbildhauerei gelernt. In Japan habe sie zwei Monate mit einer Gruppe von Japanern auf einer Insel gelebt und in einem Granit-Steinbruch gearbeitet, erzählt sie. Anschließend sei sie durch Japan, Korea und China gereist. Mit Interrail sei sie durch Europa gereist. Sie habe dort sehr viel Gastfreundschaft erlebt und hoffe, dass Ausländer, die nach Frechen kommen, auch eine ähnliche Gastfreundschaft erleben.

Begegnungsangebote fördern

Frau Erbacher möchte die Teilhabe der Migrant*innen noch mehr fördern und Begegnungsangebote erweitern, zum Beispiel für Frauen oder Jugendliche. Spracherwerb sei wichtig, stellt sie fest. Am Herzen liege ihr Vielfalt und Offenheit mit allen Minderheiten: So habe sie vor Jahren an der Grundschule ihrer Kinder muslimischen Religionsunterricht vorgeschlagen und für alle Grundschulen beantragt. Auch die Themen Gendern und Behinderung seien ihr wichtig. Und sie trete für eine Gesamtschule in Frechen ein.

Sie plädiert für gegenseitigen Respekt und Solidarität. Deswegen unterstütze sie Aktionen, bei denen man sich kennenlernen könne, zum Beispiel Konzerte und Feiern oder die Veranstaltungen im Frechener Kino Linden-Theater. Der Integrationsrat habe da schon eine Menge geleistet. „Das macht unsere Stadt im Ganzen stärker“, sagte Frau Erbacher.

Wolfgang Höfig, parteilos

„Mir geht es um Verständnis und Akzeptanz nicht nur der Kulturen, sondern auch der Lebens- und Umgangsgewohnheiten. Auch Glaube traue ich mich zu besprechen.“

Wolfgang Höfig ist leitender Angestellter in einem multinationalen Konzern. Er spricht fließend Englisch, ein wenig Französisch und hat schon viele Länder und Kulturen bereist. Seine Eltern kamen 1962 als Spätaussiedler aus Polen nach Frechen, er hat daher selber eine Einwanderungsgeschichte. Herr Höfig ist parteilos und sitzt nicht im Rat, beobachtet das politische Leben in Frechen aber seit über vier Jahren genau.

Mehr Geld für Projekte

Als Bürgermeister wolle er aktiver mit dem Integrationsratsvertreter zusammenarbeiten, selbst in der Sitzung als Gast teilnehmen und dann Ratschläge an das Gremium geben. „Ich setze mich für verbesserte Unterstützung des Integrationsrates durch den Bürgermeister persönlich und innerhalb der Verwaltung ein“, verspricht er. Wenn es nach ihm ginge, würde auch Geld für mehr Integrationsprojekte im Haushalt eingeplant. Herr Höfig: „Projekte die wir gemeinsam unterstützen, werden wir schnell finden.“

Wolfgang Höfig im Gespräch mit Clément Audard

Clément Audard traf Wolfgang Höfig zum Gespräch in dessen Garten.
Foto: privat

Herr Höfig würde als Bürgermeister mehr Pressearbeit für Vereine machen (Migrantenselbstorganisation, Fußballverein, …) und ehrenamtliches Engagement mehr unterstützen. Auch schlägt er vor, die städtische Homepage und Bürgerinformationen der Stadt in mehrere Sprachen zu übersetzen. Als Beispiel nennt Wolfgang Höfig eine Aufklärungskampagne für eine saubere Innenstadt. Die Stadt könne da mehr Aufklärungsarbeit für Mitbürger, die aus anderen Kulturkreisen kommen, leisten.

In der Stadtverwaltung könnte sich Herr Höfig eine Vollzeitstelle mehr für den Bereich Integration vorstellen. „Da muss man sich einsetzen“, sagt er. „In allen Bereichen des staatlichen Handelns muss man – wie in der Industrie üblich – eine Bedarfsanalyse machen, und genau da, wo Bedarf ist, investieren.“

Integrationsarbeit mit Eltern

Integration müsse schon im Kindesalter und in der Schule gefördert werden. Es gelte vor allem, bei der Jugend anzusetzen, die Eltern stark einzubeziehen und sie motivieren zu helfen. „Da höre ich gerne auf Eure Erfahrungen.“

Er habe den Eindruck bekommen, dass es Konflikte zwischen den alteingesessenen Nationalitäten in Frechen gebe, erzählt Herr Höfig im Gespräch. Falls das so sei, könnte er sich vorstellen, als Bürgermeister zu vermitteln. „Mir geht es um Verständnis und Akzeptanz nicht nur der Kulturen, sondern auch der Lebens- und Umgangsgewohnheiten. Auch Glaube traue ich mich zu besprechen. Da werden wir gute Gespräche führen.“

Carsten Peters, SPD

„Rassismus und Diskriminierung fußen auf kulturellen Unterschieden und einem mangelnden Verständnis des jeweils anderen. Hier heißt es Brücken zu bauen.“

Carsten Peters ist Ortsvereinsvorsitzender der SPD Frechen und Stadtverordneter im Rat der Stadt Frechen. Er hat die Arbeit des Integrationsrates beobachten können, da er als Ratsmitglied über den Sitzungsdienst Zugang zu den Unterlagen hat. Auch hat die SPD zwei Vertreter im Integrationsrat. In der SPD Ratsfraktion gibt es daher regelmäßige Berichte zu den Sitzungen des Integrationsrates.

Herr Peters erinnert sich an viele Aktivitäten des Integrationsrates. Er hat einige davon mitgemacht oder vom Rat aus die Vorhaben unterstützt. So habe er zum Beispiel dafür gestimmt, in Frechen Bestattungen nach muslimischen Ritus zu ermöglichen. Er unterstütze eine landesweite Kampagne für kommunales Wahlrecht für alle und habe die politische Erklärung „Frechen hat keinen Platz für Rassismus“ unterschrieben.

Clement Audard und Bürgermeisterkandidat Carsten Peters

Für das Interview mit Carsten Peters kam Clément Audard am 6. August zu ihm nach Hause.
Foto: privat

Deutschland ist Einwanderungsland

„Deutschland ist, auch wenn es nicht offen ausgesprochen wird, längst ein Einwanderungsland geworden“, ist Herr Peters überzeugt. „Das sind Chance und Auftrag zugleich. Die geburtenstarken Jahrgänge gehen in den nächsten Jahren in die Rente und wir alle wissen, dass Beitragszahler fehlen werden. Durch Zuwanderer in qualifizierten Jobs ließe sich die Rentenlücke ein wenig schließen und gibt unseren Neubürgern eine Perspektive. Damit dies besser als ’nur‘ mit der staatlichen Förderung gelingt, hat die Stadt Frechen die Möglichkeit, private Initiativen wie zum Beispiel die Flüchtlingshilfe zu unterstützen.“

Herr Peters möchte das Ehrenamt weiter stärken und einen engen Kontakt zwischen Ausländern und Betrieben ermöglichen. Neben der Sprachvermittlung sei es wichtig, kulturelle Unterschiede anzusprechen. Durch viele Auslandsreisen wisse er, dass etwas, was in Deutschland normal sei, in anderen Ländern ganz anders wahrgenommen werde und zu Missverständnissen führen könne. „Rassismus und Diskriminierung fußen auf kulturellen Unterschieden und einem mangelnden Verständnis des jeweils anderen. Hier heißt es Brücken zu bauen.“

Austausch in Europa auf kommunaler Ebene

„Wir leben in Europa und haben dadurch viele Vorteile und vieles wird als selbstverständlich hingenommen“, stellt er fest. Als Bürgermeister würde er sich dafür einsetzen, Kontakte und Austausch in Europa auf kommunaler Ebene zu erweitern – Städtepartnerschaften seien da nur eine von weiteren Möglichkeiten.

Auf Urlaubreisen – häufig auf Kreuzfahrten- hat er schon viele Länder bereist, vor allem in der Karibik und in Mittel- und Südamerika, aber auch die USA oder die Vereinigten Arabischen Emirate. Herr Peters spricht fließend Englisch und Niederländisch.

Susanne Stupp, CDU

„Die Integrationsarbeit in unserer Stadt ist komplex und vielschichtig. Der Spracherwerb ist einer der Schlüssel zur Integration. Deshalb wird mein Bestreben in der Ausweitung niederschwelliger Sprachangebote liegen.“

Frau Stupp sitzt im Rat der Stadt Frechen seit 1994 und ist seit 2015 Bürgermeisterin. Für Frau Stupp ist „Integration eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und bedarf somit auch mehr als nur einer Bürgermeisterin/ eines Bürgermeisters, um die richtigen Weichen zu stellen. Aber gerade eine Person des öffentlichen Lebens muss hierbei Vorbild für andere sein.“

Frau Stupp war zur der Zeit der Flüchtlingswelle Bürgermeisterin in Frechen. Sie sagt: „Es war eine Herausforderung für alle und auch für die Verwaltung. Die Stadt hat sich offen gezeigt, ist stark und stabil geblieben. Das starke gesellschaftliche Engagement hat bei der Krisenbewältigung geholfen.“

Der erste Schritt sei gewesen, den Flüchtlingen ein Dach über dem Kopf und Sicherheit zu geben. Dies sei aber nur der Anfang gewesen. Der nächste Schritt werde die Integration und Teilhabe sein. „Dafür müssen wir noch arbeiten.“

Susanne Stupp im Gespräch mit Clement Audard

Das Gespräch mit Bürgermeisterin Susanne Stupp fand am 31. Juli in ihrem Büro im Rathaus statt.
Foto: privat

Mehr niederschwellige Sprachangebote

Eine gute Zusammenarbeit und die Kommunikation mit den Menschen, die hier in Frechen leben, seien ihre größten Anliegen. Nur so könnten die verschiedenen Interessen, Nöte und Belange aller Frechener gehört und berücksichtigt werden. Um dies zu ermöglichen, bedürfe es der Unterstützung des Integrationsrats und des Rates. Die Integrationsarbeit in Frechen sei durch gezielte Angebote und Maßnahmen auf lange Sicht zu erleichtern. Als Priorität bei der Integrationsarbeit nennt Frau Stupp zum einen den Spracherwerb als Schlüssel zur Integration. Deshalb werde ihr Bestreben in der Ausweitung niederschwelliger Sprachangebote liegen. Des Weiteren sei eigener Wohnraum wichtig. Die Förderung von sozialem Wohnraum und der Aus- und Neubau von bezahlbarem Wohnraum werde ein Thema sein.

Integrationsarbeit im Rathaus

Das Thema ‚Integrations-Koordinierung‘ werde im Zentralbereich der Verwaltung angesiedelt und damit direkt bei der Bürgermeisterin. Frau Stupp will damit die Zusammenarbeit der verschiedenen Teams im Rathaus verbessert.

Als Bürgermeisterin habe sie regelmäßig Austausch mit der Geschäftsstelle des Integrationsrates. Die Geschäftsstelle ist ein Mitarbeiter der Stadt, der die Arbeit des Integrationsrates unterstützt. So sei Frau Stupp auch immer gut über die Aktivitäten des Integrationsrats informiert.

Als Bürgermeisterin nehme sie an vielen Veranstaltungen teil, zum Beispiel beim Fest der Nationen mit dem Malwettbewerb für Kinder, sowie beim Interkulturellen Weihnachtskonzert. Auch unterstützte sie die Ausstellung „Asyl ist Menschenrecht“ im Rathausfoyer und die Aktionen zu „Frechen hat keinen Platz für Rassismus“.

Frau Stupp war in Belgien, Dänemark, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Israel, Italien, Luxemburg, den Niederlanden, Österreich, Portugal, Russland, Spanien und den USA. Es waren immer Urlaubsreisen.

Dieter Zander, Perspektive für Frechen

„Wir brauchen ein funktionierendes Team im Rathaus. Die Modernisierung der Verwaltung und die Digitalisierung werden uns allen helfen – mit oder ohne Migrationshintergrund“.

Dieter Zander ist Fraktionsvorsitzender der „Perspektive“ im Rat der Stadt Frechen. Die Fraktion konnte keinen Sitz im Integrationsrat nach den letzten Kommunalwahlen beanspruchen. Sie teilt sich einen Sitz im Integrationsrat im Wechsel mit einem Vertreter der FDP-Fraktion. Die CDU-Fraktion hat einen ihrer Sitze abgegeben, um FDP und Perspektive die Möglichkeit zu geben, im Integrationsrat mitzuarbeiten. Die Zusammenarbeit zwischen dem Rat und dem Integrationsrat habe in der letzten Wahlperiode gut funktioniert, stellt Herr Zander fest. Es sei kein politischer Kampf zwischen den Fraktionen zu erkennen gewesen sondern lösungsorientierte Arbeit.

Dieter Zander im Interview mit Clément Audard

Mit Dieter Zander sprach Clément Audard ebenfalls am 31. Juli, in diesem Fall bei Zanders zu Hause.
Foto: privat

Proaktiv auf Menschen zugehen

„Durch sein Handeln sollte ein Bürgermeister Vorbild sein für die Verwaltung und die Bevölkerung, also mit gutem Beispiel vorangehen“, erklärt der Kandidat. Zudem könne er somit auch ein Motor für das Voranbringen der Integrationspolitik sein. Dabei sei es von Vorteil, proaktiv auf die Menschen zuzugehen und nicht darauf zu warten, dass sie kommen und einen ansprechen. Herr Zander möchte als Bürgermeister auf zahlreichen Veranstaltungen präsent sein – auch um die Gelegenheiten zu nutzen, die Integrationsarbeit anzusprechen. Die Beteiligung der ausländischen Mitbürger*innen sei wichtig und müsse noch mehr im Vordergrund stehen. Er sieht zum Beispiel das Fest der Nationen als eine gut funktionierende Veranstaltung, weil fast alle mitmachen.

Willkommenskultur im Rathaus

„Die Willkommenskultur muss im Rathaus weiter ausgebaut werden und Vorbildfunktion haben“, ist der Kandidat überzeugt. „Das Rathaus sollte nicht nur eine Antragstelle sein, sondern auch eine Beratungsstelle mit Bürgersprechstunde und kompetentem, serviceorientiertem Personal.“

Die kulturelle Vielfalt in der Verwaltung möchte Herr Zander vorantreiben. Er schlägt vor, in den Stellenausschreibungstexten für Arbeitsstellen bei der Stadt Frechen einen Zusatz aufzunehmen: „Wir freuen uns über Bewerbungen von Menschen mit Migrationshintergrund bzw. aller Nationalitäten“.

Zusammenarbeit mit Wirtschaft und Gesellschaft

Integrationsarbeit beginne bei der Kindererziehung daheim und finde ihren Fortsatz in Kitas, Schulen und Vereinen etc. Zur Integrationsarbeit zähle auch, das Thema „bezahlbarer Wohnraum“ anzugehen. Und Kontakte zu Unternehmen und Geschäftsleuten (IFU, Aktivkreis etc.) würden bei der Suche nach Ausbildungsplätzen und Jobs helfen. Er schlägt vor, die Zusammenarbeit mit der IFU weiter zu entwickeln. Auch die VHS könnte ihr Angebot erweitern und gezielte Angebote für ausländische Mitbürger*innen anbieten. Und eventuell könne man auch das Thema einer weiteren Städtepartnerschaft diskutieren.

Mehr Engagement im Integrationsrat

Er habe zu Beginn dieser Wahlperiode sehr viel Euphorie erlebt, was die Arbeit des Integrationsrates anbetrifft, resümiert Herr Zander. Mit zunehmender Dauer hätten nach seinem Eindruck aber einige Mitglieder des Integrationsrates nicht mehr so engagiert mitgearbeitet. „Das sollte künftig optimiert werden.“ Seiner Ansicht nach sollten auch möglichst viele Gruppierungen im Integrationsrat vertreten sein. Der Integrationsrat solle repräsentativ für alle Migrant*innen in Frechen sein. Er habe diesbezüglich mal angeregt, Vereine/Gruppierungen einzuladen oder diese, sofern gewünscht, zu besuchen.

„Wir müssen viel mehr mit allen ins Gespräch kommen und persönliche Kontakte knüpfen. Resolutionen und politische Erklärungen dürfen nicht nur auf dem Papier stehen, sondern man muss die darin verkörperten Werte auch zeigen und leben.“

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