Integrationsrat der Stadt vertritt Einwohner aus 112 Nationen

Vorsitzender des Integrationsrates Clément Audard

Seit 2014 ist der Franzose Clément Audard Vorsitzender des Integrationsrates der Stadt Frechen. Bild: S. Neumann

Ich treffe Clément Audard in der Espressobar „Mein lieber Scholz“. Der Vorsitzende des Frechener Integrationsrates ist gerne auf diesem „oberen“ Teil der Frechener Hauptstraße. Denn hier, zwischen der Haltestelle „Rathaus“ und der Post, sind viele Nationen und Kulturen mit Läden, Vereinszentren oder Cafés vertreten. Schräg gegenüber hat zum Beispiel gerade ein „Laden des Orients“ aufgemacht, der afrikanische Lebensmittel und Spezialitäten anbietet. Ein Stück weiter die Straße hinauf unterhält die Türkisch-Islamische Gemeinde zu Frechen ihr Gemeindezentrum mit Moschee. In der Nachbarschaft betreiben Griechen und Italiener ihre Cafés.

Clément Audard wohnt mit seiner Familie um die Ecke. Der Franzose ist Luftfahrtingenieur und kam vor acht Jahren nach Deutschland, um in Köln zu arbeiten. In Frechen lebt er seit vier Jahren. Deutsch spricht er fließend  – mit einem sympathischen französischen Akzent. „Frechen ist sehr schön zum Wohnen“, findet der Vater von zwei kleinen Kinder. Probleme sich hier zu integrieren habe er „überhaupt keine“ gehabt. „Ich kann Englisch“, erklärt er und schmunzelt, „damit konnte ich mich hier von Anfang an gut verständigen.“

Türken bilden die größte Gruppe

Etwa 6.000 der rund 52.000 Einwohner Frechens haben einen ausländischen Pass. Laut Einwohnerstatistik vom 4. Juli bilden 1.264 Menschen türkischer Herkunft die größte Gruppe unter den verschiedenen Nationalitäten in Frechen, gefolgt von 650 Italienern, 579 Griechen und 500 Polen. Unter den etwa 700 Flüchtlingen, die in Frechen untergebracht sind, um auf eine Entscheidung ihres Asylverfahrens zu warten, bilden die syrischen Kriegsflüchtlinge mit fast 300 Menschen die größte Gruppe. Aus dem Irak flohen etwas mehr als 200, aus Afghanistan gut 100 Menschen in Frechen. Insgesamt verzeichnet die aktuelle Statistik Einwohner aus 113 verschiedenen Ländern der Welt (inklusive der Deutschen) mit Haupt- und Erstwohnsitz in der Stadt. Seit gut zwei Jahren ist Clément Audard als Vorsitzender des Integrationsrates mit dafür verantwortlich, dass sie alle die Chance haben, am gesellschaftlichen Leben in Frechen teilzunehmen.

Wie ein städtischer Ausschuss

Der Integrationsrat ist die politische Vertretung aller Frechener mit ausländischem Pass. Er kann sich mit allen städtischen Angelegenheiten befassen und nimmt die Interessen von Zugewanderten und ihren Familien gegenüber Politik, Verwaltung und Öffentlichkeit wahr. „Wir sind für alle ausländischen Einwohner da, nicht nur für Flüchtlinge“ betont der Vorsitzende. Vor gut einem Jahr gründete der Integrationsrat den Förderverein Flüchtlingsnetzwerk Frechen, der sich auf die Bedürfnisse der Flüchtlinge konzentriert. Der Vorsitzende des Flüchtlingsnetzwerks, Ulrich Lussem (SPD), ist auch Mitglied im Integrationsrat.

Wie die städtischen Ausschüsse hat auch der Integrationsrat regelmäßig öffentliche Sitzungen und nimmt außerdem an den Sitzungen von Sozialausschuss und Jugendhilfeausschuss teil. Für seine Aufgaben und Aktivitäten sieht der städtische Haushalt in diesem Jahr 6.000 Euro vor, dazu kommen 1.500 Euro Zuschüsse.

Aufsehen erregende Aktivitäten

Aktuell besteht der Frechener Integrationsrat aus zwölf Mitgliedern. Sieben von ihnen haben die ausländischen Einwohner Frechens bei der Kommunalwahl im Mai 2014 unmittelbar gewählt, fünf Mitglieder bestellte der Rat der Stadt Frechen. Clément Audard schätzt die gute Zusammenarbeit im Integrationsrat. Man ergänze sich ideal, findet er: „Wir haben eine gute Mischung aus jungen Ausländern mit vielen Ideen und aus erfahrenen Politikern, die wissen, was machbar ist.“

Malaktion Rassismus stoppen

Fest der Nationen 2015: Malaktion am Stand von Amnesty. Bild: privat

Jedes Jahr organisiert der Integrationsrat zum Beispiel das „Fest der Nationen“, das Frechener aus aller Welt zusammenbringt – bei einem multikulturellen Bühnenprogramm aus Tanz und Musik und landestypischen Speisen und Getränken. Das „Interkulturelle Weihnachtskonzert“ findet in diesem Jahr bereits zum vierten Mal statt. Auf Initiative des Integrationsrats nahmen Flüchtlinge am Frechener Frühlingslauf teil. Und als Die Rechte im März eine Demo ankündigte, machte der Integrationsrat zur Gegendemo mobil: „Frechen hat keinen Platz für Rassismus“ – so lautet sein Motto schließlich nicht umsonst.

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