Kulturwohnzimmer und Forum für Talente

Regine Kron in den Ausstellungsräumlichkeiten des Minikulturvereins

Regine Kron ist Mitgründerin und die erste Vorsitzende des Minikulturvereins. Die Ausstellungsräume – hier mit Bildern des Künstlers Harald Lüder – stellt sie zur Verfügung.
Foto: Susanne Neumann

Unscheinbar reiht sich die verklinkerte Fassade des Hauses mit der Nummer 5 in der Breite Straße in Frechen in die der Nachbarhäuser ein. Ein ahnungsloser Passant läuft einfach vorbei, denn wenig deutet auf den ersten Blick darauf hin, dass hier der „MiniKulturVerein Frechen e.V.“ zuhause ist. Lediglich zu den Öffnungszeiten weist ein Werbeständer auf dem Bürgersteig auf eine aktuelle Ausstellung oder Veranstaltung hin. Ein paar Stufen führen zur Haustür, die je nach Witterung weit offen steht. Vom Flur des Mehrfamilienhauses aus betritt der Besucher eine kleine Erdgeschosswohnung, die zum Veranstaltungsraum wurde und für Ausstellungen leergeräumt wird.

Hausherrin und erste Vorsitzende des Vereins ist Regine Kron. In der 48 Quadratmeter großen Zweizimmerwohnung lebte früher ihre Mutter. Als diese verstorben war, zog die gebürtige Kölnerin nach Frechen. Das Haus gehört ihr, die kleine Wohnung nutzt die freiberufliche Supervisorin und Fortbildnerin geschäftlich.

Forum für unbekannte Künstler

Die Idee, dort einen Kulturverein zu gründen, entstand, als Regine Kron sich im Jahr 2005 in der Wohnung mit Freunden zum Jahresgedächtnis für ihre Mutter traf. Warum der Name unbedingt „Mini“-Kulturverein sein musste, daran kann sich die Vereinsvorsitzende heute nicht mehr genau erinnern. Ihr Favorit „Kulturwohnzimmer“ wurde es jedenfalls nicht. Wichtig sei gewesen, einen Namen zu finden, den es so noch nicht gab, erinnert sich Regine Kron. Wohl aus Bequemlichkeit sei es später bei „Mini“ belassen worden.

Ziel des Vereins war und ist die Förderung kultureller Aktivitäten verschiedenster Art. Eine Herzensangelegenheit ist es für Regine Kron, gerade unbekannten Künstlern ein Forum zur Präsentation ihrer Werke zu bieten. Auch ist ihr wichtig, Hobbykünstler ins Rampenlicht zu holen und Talente zu fördern. Als Konkurrenz zu anderen ortsansässigen Organisationen sieht sie den Verein nicht, eher als Ergänzung.

Premiere mit Schwarz-Weiß-Fotos

Am 13. Mai 2006 feierte der junge Kulturverein eine Doppelpremiere: Es war die erste Ausstellung in den Räumen in der Breite Straße und für den ausstellenden Fotografen Robert Hecht die erste öffentliche Präsentation seiner Schwarz-Weiß-Bilder unter dem Titel „Natur und Landschaft“. Mit über 35 geladenen Gästen, die sogar aus Leipzig, Dresden und Krefeld angereist waren, war die Vernissage gut besucht.

Seit dieser Zeit haben Künstler hier einen Ausstellungsraum für Fotografien, Gemälde und Skulpturen. Literarische Lesungen, kleinere musikalische Abende, Diavorträge und Workshops finden ebenso statt, wie Basare und ein Kunst- und Kitschmarkt. Bewerber finden zumeist über Mundpropaganda oder über die Homepage den Weg zum Verein.

Die Vorstandsmitglieder wählen die Aussteller aus. Auf einen schriftlichen Nachweis einer Qualifikation oder Studiums wird bei der Auswahl der Bewerber kein großer Wert gelegt. Vielmehr sollten Talent und Fähigkeiten in einer Bewerbungsmappe überzeugend dargestellt sein, erklärt Regine Kron. Die Vereinsarbeit bewältigt sie in ihrer knappen Freizeit, doch trotzdem möchte sie die Angebote des Minikulturvereins ausbauen. „Es ist doch mein Hobby und es macht mir sehr viel Freude“, sagt sie.

Posthume Kunstausstellung

Auf die außer- und ungewöhnlichsten Veranstaltungen angesprochen, fallen ihr direkt mehrere ein: Dass es Platz in der kleinsten Hütte gibt, stellte die Modenschau am 29. September 2007 unter Beweis. Das große Publikum war begeistert, die Amateur-Models ambitioniert und die Designstudentinnen Jenny und Joyce Asiamah waren hoch erfreut, ihre gelungenen und tragbaren Kleider in der Öffentlichkeit zeigen zu dürfen. „Die beiden hatten danach eine Zeit lang eine Internetseite und haben ihre Mode auch verkauft. Joyce hat zu Ende studiert, ist inzwischen Mutter und macht in Sachen Mode nichts mehr“, weiß Regine Kron zu berichten. „Jenny hat sich später für den Beruf der Kauffrau entschieden.“

Zu den emotionalsten Ereignissen gehörte wohl eines im August 2008. Zwei Wochen vor der Vernissage zur Ausstellung „Tanzende Welten“ verstarb die Künstlerin Mária Auerová-Griesová nach kurzer schwerer Krankheit. Im Bewusstsein, die Eröffnungsveranstaltung vielleicht nicht mehr erleben zu können, hatte die Künstlerin den Verein gebeten, die Ausstellung dennoch durchzuführen. Bis heute blieb diese die einzige posthume Veranstaltung. „Das bleibt auch hoffentlich so“, betont Regine Kron.

Stoffobjekte aus dem VHS-Kurs

Die gemessen an der Anzahl der Aussteller wohl größte Veranstaltung war die vom 20. April 2013. Die Teilnehmerinnen des Volkshochschulkurses, der unter der kreativen Bezeichnung „Stunde der Fantasie“ stattfand, stellten ihre Stoffobjekte rund um das Thema „Be-herz-t“ aus.

Angetan ist Regine Kron auch immer noch von einer Ausstellung im Januar 2014. Mit zwölf Jahren war Inga Melina Schulze die bisher jüngste Künstlerin. Der Titel der Ausstellung „Farbenspiel“ hätte nicht treffender sein können. Anstatt ihr Taschengeld aufzubessern, spendete sie großzügig und uneigennützig den Erlös einer Tigerschutz-Organisation des WWF.

Kunst aus einem Karton voll Schrott

In guter Erinnerung ist ihr auch die Ausstellung von Regina Sindermann. „Als die am Tag vor der Ausstellung mit einem großen Karton voller Schrott vor der Tür stand, war ich schon ein wenig überrascht. Aber als sie dann alles aufgebaut hatte, war ich erstaunt. Lauter unterschiedliche Skulpturen aus allerlei Eisenmaterial gebogen, geschraubt oder miteinander verschweißt – einfach toll.“

„Ein besonderes Highlight und seit Jahren ein Garant für ein ausverkauftes Haus sind die Konzerte von Günter Schwanenberg. Der Musiker singt zur Gitarre und Ukulele „Kölsche Krätzjer“ aus der Zeit ab 1900. „Hier habe ich nur noch Restkarten für den 19. März 2017, die Veranstaltung vom Vortag war sofort ausverkauft“, freut sich Regine Kron.

Auf die Frage, was sie sich für die Zukunft des Vereines wünscht, antwortet sie: „Wir freuen uns über jeden Besuch und über jeden, der Lust verspürt, mit uns gemeinsam das kulturelle Leben in Frechen etwas lebendiger zu gestalten. Wer uns besucht, hat die Möglichkeit der Kommunikation und des Austausches unter Gleichgesinnten“.

 

Die nächsten Veranstaltungen

Die nächste Veranstaltung im Minikulturverein am Sonntag, dem 5. März 2017, steht unter dem Motto „Namibia, Afrika für Anfänger“: Heinrich Peter Pütz hat Namibia schon zwei Mal bereist und einen interessanten Reisebericht verfasst, der ergänzt durch eigene Fotos einen Einblick in Land und Leute gibt.

Wenige Tage später, am 12. März, ist die Vernissage der Ausstellung „Gesehenes-Erdachtes-Erträumtes“ von Robert Boekholt. Zu sehen sind zeitgenössische-moderne Arbeiten in Acryl und einer Farben-Mischtechnik auf Zeichenkarton. Weitere ausgestellte Gemälde sind zum Teil in Airbrush und auf Leinwand gearbeitet und vermitteln dem Besuchern einen tiefen Eindruck in sein künstlerische Schaffen.

Alle Termine im Minikulturverein finden Sie auch im Veranstaltungskalender von Frechenschau.de.

1 Kommentar

  • Gerda Green

    Mit Freude habe ich diesen informativen und anschaulichen Bericht über die Entstehung und Entwicklung des „Minikulturverein Frechen“ gelesen. Im letzten Jahr durfte ich meine Bilder dort ausstellen. Es war sehr schön sie in den beiden, gut ausgeleuchteten Räumen , dem Publikum präsentieren zu können. Die Vorsitzende des Vereins, Regine Kron, stand mir mit Rat und Tat zur Seite. Ganz begeistert waren auch alle Besucher von den Leckereien die Regine Kron gezaubert hatte und herumreichte. Dazu noch ein Gläschen Sekt. Rundherum eine harmonische und inspierirende Atmosphäre. Sehr schön wäre wenn der Artikel mehr „Einheimische“ neugierig gemacht hat und sie die wirklich interessanten Veranstaltungen und Ausstellungen besuchen und genießen. Es ist doch wunderbar, dass dieser Verein das kulturelle Leben in Frechen belebt.

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