Vibrant Systems – Ausstellung mit Arbeiten von Michael Cleff

Michael Cleff zählt zu den bedeutendsten deutschen Künstlern, die mit keramischen Materialien arbeiten. Nicht nur seine zahlreichen nationalen und internationalen Ausstellungen belegen dies. Zudem befinden sich Stücke des Düsseldorfer Akademieabsolventen im Besitz vieler Museen und wichtiger Sammlungen. Gründe genug, ihm eine Einzelausstellung im Keramion zu widmen.

Plastik von Michael Cleff

Michael Cleff – liquids 26

Unverwechselbare Handschrift

Sogleich fällt auf, dass der Frechener Ausstellungsraum aufgrund seiner eigenwilligen Bauweise ein adäquates Pendant zu den augenscheinlich architektonisch motivierten Objekten von Michael Cleff bildet. Trotz der formalen und inhaltlichen Veränderungen von Cleffs Arbeiten in den letzten dreißig Jahren besitzen sie einen hohen Wiedererkennungswert. Die aktuelle Zunahme an Farbigkeit mag überraschen, kann aber nicht von seiner Handschrift ablenken. Da der Künstler sich in seinem Werk auf wenige formale Bestandteile konzentriert, sind ihm die unterschiedlichsten Stücke sofort zuzuordnen. So setzt er eben auf seine ganz spezielle Art geometrische Grundformen wie Kreise, Quadrate, Rechtecke und Ellipsen in immer neue Beziehungen zueinander.

Architektonisch anmutende Plastiken

Dem Betrachter oder der Betrachterin kommt besonders bei den freistehenden Plastiken sofort Architektonisches in den Sinn: Gebäudeensembles, Bungalows, Silos, Bunker, Hochhäuser oder Kirchen meint man in den Umrissen der gebauten Objekte zu erkennen. Raumgreifend und selbstbewusst präsentieren sich diese kompakten, geschlossenen Körper und warten geradezu darauf, in ihrer Finesse entdeckt zu werden.

Der zunächst wahrgenommene formale Minimalismus mit seiner schematischen Klarheit löst sich bei genauerer Betrachtung auf zugunsten treppenartiger Absätze, vorspringender Kuben oder querstehender Streben. Überraschend versetzte Linien oder auch gestochene Löcher und geschnittene Öffnungen in den Wandungen sind weitere wohldurchdachte Gestaltungsdetails.

Reduzierte Farbgebung

Ebenso hält die reduzierte Farbgebung der monochrom engobierten Flächen im Kontrast zum ungefärbten Braunbeige des Tons dem zweiten Blick nur bedingt stand. Plötzlich offenbaren sich die durch die Schamotte der keramischen Masse gebrochene Farbigkeit, ihre gekörnte Struktur und die Unebenmäßigkeit der Oberflächen. Zusätzlich akzentuierende Gestaltungselemente wie polierte oder dezent farbige Flächen und Glasureinschlüsse wie bei seinen „Liquids“ bereichern die Stücke.

Aber nicht nur das Auge des Betrachters wird durch die konzentrierte Ästhetik angeregt und befriedigt, auch die Hand und der Geist werden geradezu eingeladen, diese Stücke ganz konkret und auch in übertragener Bedeutung zu berühren. Durch die Vermeidung des streng Orthogonalen, der exakten Linie und der eindeutigen Farbigkeit vermitteln sie etwas Persönliches, strahlen Ruhe in ihrer Geschlossenheit aus.

Wandarbeit von Michael Cleff

Michael Cleff – plan 16

Wandarbeiten

Eine völlig andere Wirkung zeigt eine Gruppe von Wandarbeiten, deren Titel um den Begriff „Plan“ kreisen. Entsprechend dieser Bezeichnung glaubt man, in den rechteckigen hochstehenden Strebensystemen Grundrisse von Architektonischem zu erkennen. Geben sie den Blick frei auf das Innere, das die freiplastischen Stücke umschließen? Zeigen sie eine Zusammenstellung von eher grafisch wirkenden Elementen? Oder gleichen die additiv aneinandergereihten Rechtecke – auch Kreise und Ovale kommen vor – eher Rahmenstrukturen?

Hochgradig ästhetisch präsentieren sich die kompakten, länglich ausgerichteten Wandarbeiten, die unter der Werkbezeichnung „Liquids“ zusammengefasst sind. Der Titel ist nachvollziehbar, greift er doch die Assoziation auf, die jeweils der schmale Glasurstreifen auslöst. Umhüllt von einer etwas höherstehenden Einfassung, erinnert das Rissnetz des Glasurcraquelés deutlich an sprudelndes oder gefrorenes Wasser. Oder auch an Edelsteine, die diese Objekte trotz ihrer formalen Zurückgenommenheit fast schon wie überdimensionierte Schmuckstücke erscheinen lassen.

Ausstellung mit Auflagen

Die Präsentation ist zu den üblichen Öffnungszeiten des Keramikmuseums Keramion in Frechen zugänglich. Wegen der Corona-bedingten Auflagen konnte zwar keine Eröffnungsveranstaltung stattfinden. Dafür ist für den 23. August eine Finissage geplant.

(Quelle: Presseinformation des Keramion)

Michael Cleff – Vibrant Systems

Ausstellungsdauer: 7. Juni bis 23. August 2020

Öffnungszeiten: Dienstag – Freitag + Sonntag: 10.00 – 17.00 Uhr
Samstag: 14.00 – 17.00 Uhr

Ort: KERAMION, Bonnstraße 12, 50226 Frechen

Eintritt: 5,00/3,00 Euro, Familienkarte 10,00 Euro