Stillleben vom Judith Püschel und Antje Scharfe im Keramion
Bis zum 1. März kommenden Jahres sind im Obergeschoss des Keramion in Frechen unter dem thematischen Titel „Stillleben“ Arbeiten von Judith Püschel (geb. 1955) und Antje Scharfe (geb. 1953) zu sehen. Beide Künstlerinnen beschäftigen sich mit der künstlerischen Darstellung und Inszenierung von Alltags- und Gebrauchsgegenständen sowie Fundstücken (Objets trouvé). Sie haben beide in der schon zu DDR-Zeiten renommierten Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle an der Saale studiert – und bei Gertraud Möhwald, einer bedeutenden Keramikerin, der das Keramion vor 15 Jahren eine Sonderausstellung widmete und von der als Dauerleihgabe der große keramische Torso im Untergeschoss stammt. Auf Burg Giebichenstein studiert zu haben, sei schon ein Prädikat, erklärt Museumsleiterin Gudrun Schmidt-Esters, die mit der Kunstakademie auch einen bestimmten Stil verbindet: „sehr erzählerisch, sehr romantisch, unglaublich fantasievoll“.
Judith Püschel bildet mittels der Raku-Technik, einer aufwendigen Brenntechnik, die im 16. Jahrhundert in Japan entwickelt wurde, Gebrauchsgegenstände und Küchengeräte ab – allerdings nicht als realistische Kopien sondern als meist fröhlich wirkende, farblich und formal ganz eigenwillige Erscheinungen. Ihre „Aufschnittmaschine“, ihr „Kaffeeautomat“ oder ihr „Messerblock“ sind farbenfrohe, verspielte Gebilde, in die sie auch Fundstücken einarbeitet: So ragen aus dem „Messerblock“ die Klingen eines alten Messerbestecks als Schafte hervor. Das Pflegeset für Männer mit dem hintersinnigen Titel „Schweinekamm“ beinhaltet eine echte Nagelschere. Und im „Sicherungskasten“ stecken echte Sicherungen.
Die mehrdeutigen, häufig ironischen, manchmal auch rätselhaften Titel ihrer Arbeiten laden ein sich Gedanken zu machen über die gesellschaftlichen Fragen, die die Künstlerin mit ihren Arbeiten aufwirft.
Stillleben von Antje Scharfe: Ästhetik der Gefäße aus Knochenporzellan
Antje Scharfe widmet einen großen Teil ihrer Ausstellung der Ästhetik von Gefäßen. Typisch sind ihre hauchdünnen weißen Gefäß-Silhouetten aus Knochenporzellan, auf die sie skizzen- und comichaft schwarze Zeichnungen aufträgt und damit einen 3D-Effekt erzeugt. Wenn sie hintereinander in Paraffinblöcken gesteckt oder in Lichtkästen gestaffelt werden, wird die dreidimensionale Wirkung der Objekte noch verstärkt.
Aus Knochenporzellan mit schwarzen Zeichnungen sind auch die ausgestellten Quodlibets von Antje Scharfe. Hierbei erzeugt das keramische Material die Illusion von Papier – so zart, dass man meinen könnte, es zerbrösele bei jeder Berührung. „Es sieht zerbrechlicher aus, als es ist“, versichert die Leiterin des Keramions jedoch, als sie die Arbeiten vorstellt.
Deutlich robuster wirken dagegen die Assemblagen mit historischen Ofenkacheln, die sich zu einer weiteren Werkgruppe der Künstlerin zusammenfassen lassen: Aus den tief gewölbten Rückseiten der Kacheln werden Guckkästen, in denen sie kleine Objets trouvés zu Szenen arrangiert.
Stillleben – Judith Püschel und Antje Scharfe
Eröffnung am 3.11.2019 um 11.30 Uhr
Laufzeit: 3.11.2019 – 1.3.2020
Ort: Keramion, Bonnstraße 12, 50226 Frechen
Öffnungszeiten:
Dienstag – Freitag + Sonntag: 10.00 – 17.00 Uhr
Samstag: 14.00 – 17.00 Uhr