Stadtgrün: Die Stechpalme

Ilex mit Früchten

Nur die weibliche Stechpalme trägt Früchte, die roten Beeren sind für den Menschen giftig.
Bild: Susanne Neumann

Die Stechpalme, nach der „Gehölzflora“ von Fitschen* eigentlich „Gemeine Stechhülse“ oder „Winterbeere“ genannt, wissenschaftliche Bezeichnung „Ilex aquifolium“ und englisch „Holly“, ist in Frechen recht verbreitet. Man findet sie nicht selten als Büsche oder Bäume in Parkanlagen, auf Friedhöfen, im Stadtgebiet etwa um Kirchen herum, in Gärten und Vorgärten, in Hecken entlang der Straßen oder auch in den stadtnahen Wäldern, wie um Bachem oder im Königsdorfer Wald. Auch in den rekultivierten Aufforstungen um Benzelrath oder im Gelände der Quarzsandrekultivierung ist die Stechpalme anzutreffen. Niemand, der gezielt nach ihr sucht, wird Schwierigkeiten haben, sie zu finden. Ilex aquifolium ist als einziger Vertreter der Stechpalmengewächse (Aquifoliaceae) nicht zu verwechseln, obwohl es in Frechen noch andere Sträucher mit Stachelblättern gibt, wie etwa die Berberitze oder die Mahonie, welche allerdings gelbe und nicht weiße Blüten wie die Stechpalme und ganz andere Früchte haben. Ihre immergrünen, glänzenden, stacheligen Blätter sind typisch geformt.

Unter Schutz gestellt

Die Stechpalme wird wegen ihrer schönen roten, viersamigen Steinfrüchte an den weiblichen Pflanzen und den schön glänzenden, immergrünen Blättern auch als Zierstrauch angepflanzt. Meist aber vermehrt sie sich durch Samenverbreitung. Die Stechpalme ist geschützt. Die Unterschutzstellung ist erforderlich, weil sie sonst als Lieferant für Schmuckgrün vor allem in der Advents- und Weihnachtszeit trotz ihrer großen Verbreitung unter Umständen gefährdet sein könnte.

Meistens kommt die Stechpalme entweder als männliches oder weibliches Wesen vor. Sie hat demnach überwiegend eingeschlechtliche, das heißt, nur männliche Blüten mit Staubgefäßen oder nur weibliche Blüten mit Fruchtknoten – sie ist zweihäusig, wie der Botaniker sagt. Zwitterblüten mit Staubgefäßen und Fruchtknoten können aber ausnahmsweise auch vorkommen. Nur die weiblichen Pflanzen haben Früchte und sind an deren roter Farbe im Winter leicht zu erkennen. Drosseln fressen die leuchtend roten Früchte und verbreiten auf diese Weise die Pflanze. Die weißen, radiären Blüten mit vier Kronblättern erscheinen im Frühjahr von Mai bis Juni und sind gerade in dieser Jahreszeit, da in Frechen noch andere Sträucher und Bäume wie der Weißdorn, der Feuerdorn, der Pfeifenstrauch, der weiße Flieder oder die Robinie weiß blühen, nicht besonders auffällig.

Giftig für den Menschen

Für den Menschen sind die Samen, aber auch die Blätter, giftig. Stechpalmen enthalten das Nitril Menisdaurin als Gift, in den Beeren etwa zu 0,7 %. Außerdem sind Rutin, Ursolsäure, Ilicin, Ilexsäure, Theobromin und Saponine in Blättern und Früchten enthalten. Die Gifte verursachen zunächst Durchfall und Erbrechen. Für Erwachsene soll der Verzehr von 20 bis 30 Früchten tödlich sein. Bei Kindern hat es schon Todesfälle gegeben. Das heißt, man sollte die Stechpalme nicht gerade um Schulhöfe und Kindergärten anpflanzen. Kinder, die unsere heimischen Giftpflanzen nicht kennen oder noch nicht in der Schule kennengelernt haben, sollten keine Gelegenheit haben, die Beeren zu essen. Alle Menschen sollten rechtzeitig über die Gefahren von Giftpflanzen unterwiesen werden. Die stacheligen Blätter der Stechpalme sind im Bereich der Schulhöfe nicht ungefährlich, weil sich Kinder bei Raufereien verletzen können. Dabei sind verständlicherweise vor allem die Augen gefährdet.

Bote der Klimaveränderung

Die Stechpalme gedeiht überall, wo sie einen ausreichend mit Nährstoffen versorgten Boden vorfindet, etwa Waldboden. Sie wächst sowohl auf Kalk- als auch auf sauren Lehmböden. Die Winter dürfen allerdings nicht zu kalt sein. Deshalb hat die Stechpalme nach Osten hin eine bestimmte Verbreitungsgrenze, die sich aber im Zuge der Klimaveränderungen ständig verschiebt. In den letzten Jahrzehnten hat sich die Stechpalme dementsprechend nach Norden und Nordosten ausgebreitet. Mit ihren chlorophyllreichen, tiefgrünen Blättern kommt die Stechpalme auch mit wenig Licht aus, etwa in Buchenwäldern, und kann wegen ihrer immergrünen Blätter auch im Winter Photosynthese betreiben. Im Sommer ist dies in Buchenwäldern oft nur eingeschränkt der Fall, wenn das Blätterdach der Buchen nur wenig Licht durchlässt.

Hollywood im Königsdorfer Wald

Im Winter spendieren Stechpalmen dem Königsdorfer Wald viel Grün.
Bild: Susanne Neumann

Die Pflanze lässt sich gut zurückschneiden und ist deshalb auch in Hecken häufig. Man sollte ihr wegen ihres schmucken Aussehens und ihrer Schutz- und Nutzfunktion für Vögel innerhalb und außerhalb der Stadt ihren Lebensraum lassen. Auf die Problematik der Nähe zu Schulen und Kindergärten wurde bereits verwiesen. Im Vordergrund sollte die Freude an der schönen Pflanze stehen. Lässt man der Stechpalme ihren Lebensraum in Wäldern oder in Parks, können sich sogar kleinere Bestände von Stechpalmenwäldchen entwickeln, englisch „Hollywoods“.

* Jost Fitschen: Gehölzflora – Ein Buch zum Bestimmen der in Mitteleuropa wild wachsenden und angepflanzten Bäume und Sträucher, Quelle & Meyer Verlag, Wiebelsheim, 9. Auflage 1990 (Neuste Auflage: 2007)

 

Hollywoods im Königsdorfer Wald
Dass sich die Stechpalme im Königsdorfer Wald ausbreite, sei kein Problem, informiert Lars Schneider vom Landesbetrieb Wald und Holz NRW. Im Gegenteil: Sie trage zur Artenvielfalt bei und stelle keine große Konkurrenz für andere Bäume wie Buchen und Eichen dar, erklärt der Leiter des Forstbetriebsbezirkes Frechen. Aus forstwirtschaftlicher Sicht sei ihr Auftreten vor allem in Eichenbeständen sogar nützlich, weil die Stechpalme die Stämme beschatte. Die Eichen wachsen dadurch gerader und bilden weniger bis gar keine Seitenäste am Stamm aus, was sie wertvoller macht. Auch Lars Schneider weist darauf hin, dass Stechpalmen unter Schutz stehen. Sich im Königsdorfer Wald an ihren schönen grünen Zweigen zu bedienen, verbiete sich außerdem schon deshalb, weil man dazu die Wege verlassen müsste. Da der Königsdorfer Wald Naturschutzgebiet ist, darf man das dort nicht!
(Text: Susanne Neumann)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert