Nur sechs von acht Direktkandidaten konnten sich präsentieren

Aufnahme des Podiums und des Publikums vom Rang im Stadtsaal aus

Rund 450 Besucher kamen nach Angaben der Veranstalter am Montagabend zur Podiumsdiskussion mit sechs Wahlkreiskandidaten zur Bundestagswahl in den Frechener Stadtsaal.
Foto: S. Neumann

 

Kommentar von Susanne NeumannDer parteilose Tevfik Çelikkan und Marius Hövel von den Piraten waren nicht eingeladen. Dabei zählen auch sie zu den insgesamt acht Direktkandidaten im Wahlkreis Rhein-Erft 1, die zur Bundestagswahl am 24. September angetreten sind. Man werde mit allen Kandidaten der im Bundestag oder im Landtag bereits vertretenen Parteien diskutieren, hatte es in den Ankündigungen zu der öffentlichen Podiumsdiskussion geheißen, die die Lokalpresse und das Lokalradio der DuMont Mediengruppe gemeinsam am Montagabend im Frechener Stadtsaal veranstalteten. Mit konzeptionellen und Gründen der Praktikabilität erklärt Bernd Rupprecht, Leiter der gemeinsamen Rhein-Erft-Redaktion von „Kölner Stadt-Anzeiger“ und „Rhein-Erft-Rundschau“ gegenüber Frechenschau.de diese Einschränkung. So standen – aus Sicht des Publikums von links nach rechts – nur Franz Pesch von der AfD, Christian Pohlmann von der FDP, Zeki Gökhan von den Linken, Rüdiger Warnecke von den Grünen, Dierk Timm von der SPD und Dr. Georg Kippels von der CDU auf der Bühne, als die Moderatoren Ulf-Stefan Dahmen, der Redaktionsleiter der Rheinischen Anzeigenblätter (in Frechen „Sonntags-Post“ und „Wochenende“), und Bernd Rupprecht das Publikum im gut besuchten Stadtsaal begrüßten. Zwar wurden in den veranstaltenden Lokalzeitungen und im Lokalradio „Radio Erft“ im Vorfeld alle Kandidaten gleichermaßen und ausführlich vorgestellt. Doch zwei Kandidaten hatten eben keine Chance, sich Pressevertretern, den anderen Kandidaten und vor allem den Bürgern zu stellen – im Rahmen einer öffentlichen Diskussion, über die auch im Nachgang in allen lokalen Medien eines Verlages berichtet wurde, der den Wahlkreis dominiert. Das ist zumindest kritisch.

Aufnahme vom Podium

Auf dem Podium (v.l.n.r.): Ulf-Stefan Dahmen (Redaktionsleiter von „Sonntags-Post“ und „Wochenende“), Franz Pesch (AfD), Christian Pohlmann (FDP), Zeki Gökhan (Linke), Rüdiger Warnecke (Grüne), Dierk Timm (SPD), Georg Kippels (CDU) und Bernd Rupprecht (Leiter der gemeinsamen Rhein-Erft-Redaktion von „Kölner Stadt-Anzeiger“ und „Rhein-Erft-Rundschau“).
Foto: S. Neumann

Dierk Timm profitierte von Georg Kippels Schwäche

Tatsächlich waren Auftreten und Reden einzelner Kandidaten an diesem Abend nämlich sehr erhellend. Verlierer war nach Wahrnehmung der Autorin der CDU-Kandidat und amtierende Wahlkreisabgeordnete im Deutschen Bundestag, Georg Kippels, der Gewinner auch deshalb sein Herausforderer Dierk Timm von der SPD. Während Georg Kippels sich von einer Verteidigungshaltung zur nächsten manövrierte, punktete Dierk Timm beim Publikum mit einem klar formulierten persönlichen und/oder programmatischen Statement nach dem anderen. Was Georg Kippels in den letzten vier Jahren als Vertreter der Region im Parlament mit seinem Mandat angefangen hat und warum man ihn wiederwählen sollte, konnte er dem kritischen Publikum im Stadtsaal am Montagabend nicht vermitteln. Der CDU-Kandidat kam schon in der ersten Fragerunde nicht dazu, eine überzeugende Antwort auf Bernd Rupprechts provokante Frage nach der Abwesenheit einer Wahlaussage auf seinen Wahlplakaten zu geben.

Als er auf die Frage antworten sollte, ob und wie man Dieselautobesitzer entschädigen müsse, redete Georg Kippels – von Hause aus Jurist – von der komplizierten Rechtslage, statt ein klares Bekenntnis zum Recht der Käufer auf Entschädigung abzugeben. Das gab Dierk Timm wiederum die Chance beim Publikum zu punkten: Es gehe um Betrug, die Kunden müssten entschädigt und die Autokonzerne zur Rechenschaft gezogen werden. Als Georg Kippels aus dem Publikum nach den Parteispenden für die CDU gefragt wurde, und antwortete, die würden schließlich alle Parteien bekommen, nutzt Dierk Timm die Gelegenheit festzustellen, dass die SPD und anderen Parteien nur ein Zehntel soviel Spenden bekämen wie die CDU. Während Dierk Timm für seine Forderung nach der Aufhebung des so genannten „Kooperationsverbots“ zwischen Bund und Ländern im Bildungssektor und damit für Geld vom Bund für die Länder Applaus bekam, schob Georg Kippels der vergangenen rot-grünen Landesregierung die Bildungsmisere in NRW in die Schuhe. Die Liste ließe sich fortsetzen.

Probleme mit der deutschen Sprache: Zeki Gökhan

Rüdiger Warnecke von den Grünen und Christian Pohlmann von der FDP machten ihre Sache ordentlich, ohne beim Publikum anzuecken, und konnten mit dem einen oder anderen Statement punkten. Miserabel verkaufte sich dagegen der Kandidat der Linken, Zeki Gökhan. Zwar war er gut vorbereitet und hatte viele Zahlen mitgebracht, um zu belegen, wie ungerecht es in Deutschland zugehe. Aber allein wegen seiner Aussprache verstand man ihn einfach nicht gut. Schlimmer noch: Er verstand an ihn gestellte Zwischenfragen nicht: Wiederholt antwortet er zum Beispiel auf eine Frage aus dem Publikum nach seinem Alter mit programmatischen Statements, bis Bernd Rupprecht zu ihm ging, die Hand fast väterlich auf seinen Arm legte und ihm betont geduldig nochmal erklärte, worum es gerade ging. Seine Aufgabe bei einem Parteiprogramm-Erkennungsspiel zum Abschluss der Podiumsdiskussion hatte Zeki Gökhan offensichtlich auch nicht ganz richtig verstanden. Und sein Statement, dass die Linke die einzig wahre „Menschenwürde“-Partei sei und jeden Flüchtling „Herzlich Willkommen“ heiße, erzeugte keine positive Reaktion im Publikum.

Halbherzig vorgeführt: Franz Pesch

Was die Autorin zum AfD-Kandidaten Franz Pesch bringt. Den ließen die Moderatoren davonkommen. In der ersten Fragerunde gab Bernd Rupprecht ihm die Gelegenheit, seine Nähe oder Ferne zu den Parteikollegen „Gauland, Höcke, Weidel“ kund zu tun. Die kenne er nicht persönlich, wich der AfD-Mann der Frage aus, ohne dass Bernd Rupprecht nachhakte. Auf die Frage nach seiner Meinung zu Gesamtschulen, die die AfD in ihrem Wahlprogramm ablehnt, war er „nicht vorbereitet“, wie er sich entschuldigte, um alsdann das Modell mit dem Begriff Inklusion zu vermischen. Als es um die Frage ging, wie man Zuwanderer integrieren könne, kam von ihm etwas von „fehlendem Respekt“ vor der „deutschen Kultur“ in „Parallelgesellschaften“. Und am Ende dufte der AfD-Mann auf die Frage, wie viele Flüchtlinge Deutschland noch aufnehmen könne, mit dem Statement antworten, man müsse erstmal die integrieren, die da sind! Dabei hatte Radio Erft schon im Vorfeld Entlarvendes über den AfD-Mann zu Tage gebracht. Dort hatte Franz Pesch, der viel Wert auf die Feststellung legt, alleinerziehender Vater von zwei Töchtern und in der AfD zu sein, um für die Sicherheit seiner Kinder zu sorgen, unter anderem erklärt: Straftäter aus „anderen Kulturkreisen“ müsse man sofort abschieben, deutsche Gefängnisse seien für sie „wie Urlaub“.

Am Ende – und die Feststellung konnten sich die Moderatoren nicht verkneifen – waren alle Kandidaten noch auf der Bühne. Was Franz Pesch mit einem Daumen-hoch in Richtung Saal quittierte. Dabei hatte das Publikum durchaus mehrmals mit empörtem Raunen auf ihn reagiert.

1 Kommentar

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert