Kunstverein zu Frechen eröffnet spannende Gruppenausstellung im Stadtsaal

Installationen von Angela Kiersch

Aus Kletten sind diese leichten, amöbenartigen Gebilde von Angela Kiersch. Sie ergänzen den Ausstellungsraum im Oberen Foyer des Stadtsaals in Frechen. Bild: S. Neumann

„Raum-Begegnungen“ – unter dieser Überschrift hat der Kunstverein zu Frechen für seine Herbstausstellung im oberen Foyer des Stadtsaals zwei Künstler und eine Künstlerin zusammengebracht, die mit ganz unterschiedlichen Materialien und Techniken arbeiten. Das Metier von Ralf Gemein aus Neuss ist die Malerei, das von Daniel Schieben aus Trier die Fotografie. Und Angela Kiersch, die in ihrem Atelier in Neukirchen-Vluyn arbeitet, nennt ihre Werke „Skulpturale Installationen“. Ihre zerbrechlich wirkenden Gebilde aus Fundstücken ergänzen den Raum im Foyer und treten mit den abstrakten Bildern von Ralf Gemein und Daniel Schieben an den Wänden in eine spannende Beziehung.

Ralf Gemein mit zwei Exponaten

Stets quadratisch sind die grafischen Gemälde (Acryl auf Nessel) von Ralf Gemein, häufig tauchen seine Bildelemente in anderen Bildern wieder auf. Foto: S. Neumann

Ein Ritterhelm von Lego als Vorlage

In den stets quadratischen Gemälden von Ralf Gemein sucht und findet der Betrachter wiederkehrende grafische Motive und Muster. Er erkundet, wo sie gespiegelt, gedreht oder geklappt wurden und symmetrische Strukturen entstehen ließen, die an anderer Stelle durchbrochen wurden. Spielfiguren und Bausteine von Lego und Playmobil dienen Ralf Gemein als Vorlage für seine Bildelemente. Am Computer durchlaufen sie einen Transformationsprozess. „Der Computer ist mein Skizzenbuch“, erklärt Ralf Gemein seine Vorgehensweise. Mit den stilisierten Motiven, die teilweise noch deutlich teilweise gar nicht mehr an ihre Vorlagen erinnern, komponiert Ralf Gemein dann seine ornamentartigen Bilder aus gedeckten Farben und kontrastreichen Mustern, die er letztlich immer von Hand malt.

Installation aus Kiefernnadeln und Beeren von Angela Kiersch

Angela Kiersch experimentiert mit Materialien, die sie am Boden findet. Für diese filigrane Installation hat sie Kiefernnadeln in Beeren gesteckt. Bild: S. Neumann

Filigrane Gebilde aus Beeren und Kiefernnadeln

Die Installationen von Angela Kiersch sind leichte, filigrane Gebilde, die man am liebsten berühren würde, um ihre Beschaffenheit zu ergründen. Das ist natürlich streng verboten, und deshalb erschließt sich das Material nur bei genauer Betrachtung: Hier sind es kleine, ineinander verhakte Kletten, die zu amöbenartigen Gestalten werden, dort aneinander gesteckte, vertrocknete Kiefernnadeln und Beeren, die filigrane Gerüste ausbilden. Man mag in ihrer Nähe kaum zu stark ausatmen, denn – so scheint es – schon ein leichtes Pusten könnte sie von ihrem Sockel stoßen. „Mich beschäftigt die sich auflösende Ordnung der Dinge, wenn sie in einen Prozess des Zerfalls eintreten und bedeutungslos werden“, sagt Angela Kiersch über ihre Arbeit. „Dieser Vorgang hat für mich eine Zartheit, die ich in eine Form bringen und bewahren möchte. In einer solchen Aufhebung untersuche ich die Eigenschaften der Elemente und experimentiere mit ihren ungenutzten Fähigkeiten, eine eigene neue Spannung zu erzeugen.“

Fotografische Werke von Daniel Schieben

Daniel Schieben fotografiert zum Beispiel Wassertropfen auf einer Fensterscheibe oder die Oberflächen von Textilien und experimentiert dabei mit den Möglichkeiten des Abbildens selbst.

Diffuse Landschaften durch Mehrfachbelichtungen

Auch bei Daniel Schiebens fotografischen Werken muss man genauer hingucken, um sie zu ergründen. Auf den ersten Blick scheinen es nebelverhangene Landschaften, Wasseroberflächen, Strände oder Dünen zu sein, die der Künstler mit seiner Kamera eingefangen hat. Tatsächlich fotografiert Daniel Schieben zum Beispiel Wassertropfen auf einer Fensterscheibe oder die Oberflächen von Textilien und experimentiert dabei mit den Möglichkeiten des Abbildens selbst. Er reduziert Farben und Kontraste seiner Motive und nutzt die Technik der Mehrfachbelichtung, um seine Abbildungen zu seinen diffusen Landschaftsbildern verschmelzen zu lassen. „Beim Kunstmachen sollte man keine genauen Vorstellungen haben, was es am Ende wird“, findet Daniel Schieben. „Anfangsvorstellungen dürfen ruhig einmal außer Kontrolle geraten. Ich vergleiche die Fotografie ein wenig mit der Erfindung des Fernglases, welches erst einmal erfunden wurde für die Schiffe. Galileo benutzte es jedoch für die Deutung der Sterne. Anders gesagt, es gibt immer Möglichkeiten, eine Technik voranzutreiben.”

 

Die Gruppenausstellung „Raum-Begegnungen“ im oberen Foyer des Stadtsaals ist geöffnet von 20. bis zum 30. Oktober, mittwochs bis samstags von 15 bis 18 Uhr und sonntags von 11 bis 18 Uhr.

Eröffnet wird die Ausstellung mit einer Vernissage am Donnerstag, den 20. Oktober, um 19 Uhr, mit einer Begrüßung von Christa Herrmann, der Vorsitzenden des Kunstvereins, und einer Einführung von der Kunsthistorikerin Dr. Jenny Graf-Bicher.

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