Frechener UmweltCHaosSammeltrupp sammelt Müll

Wolfgang Höfig, Jessica Mörs und Müllaktion des FUCHS an der Berrenrather Straße in Frechen

Wolfgang Höfig, Jessica Mörs und Linda Ludwig (v.l.) sind der FUCHS – der Frechener UmweltCHaosSammetrupp – und freuen sich über Zuwachs.
Foto: Susanne Neumann

„Truckerpisse“. So bezeichnet Wolfgang Höfig die mit menschlichem Urin gefüllten Flaschen, die er und und seine Mitstreiterinnen Jessica Mörs und Linda Ludwig hin und wieder am Straßenrand finden. Zumeist an der Berrenrather Straße südlich von Frechen-Bachem, wo die Landstraße den Autobahnanschluss Hürth-Gleuel mit der Holzstraße verbindet. Die Füchse haben hier schon öfter die Hinterlassenschaften unverbesserlicher Mitmenschen aufgesammelt. Mit Schutzhandschuhen, Greifzangen und Müllsäcken ausgestattet durchstreifen sie Pflanzstreifen und Waldrand entlang der Fahrbahn und des angrenzenden Radweges und lesen sorgfältig alles auf, was sie entdecken und was nicht in die Natur gehört: Zigarettenstummel, Coffee-to-go-Becher, Radkappen. Oder eben Flaschen – mit oder ohne fragwürdigem Inhalt. Pfandflaschen bringen sie nach ihrer Müllsammelaktion zum Rückgabe-Automaten, zuvor werden jedwede Flüssigkeiten darin noch am Fundort ausgeschüttet. „Da bin ich hart im Nehmen …“, winkt Jessica Mörs ab, als die Frechenschau-Reporterin bei dieser Schilderung die Nase rümpft. Das Pfand für die Flaschen investiert die Füchsin wieder in Müllsäcke, Zangen und Schutzhandschuhe – die Ausrüstung für die nächste Sammelaktion.

FUCHS-Vorbild: Kölner Rhein-Aufräum-Kommando-Einheit

Die „Füchse“, das sind die Mitglieder des „Frechener UmweltCHaosSammeltrupps“, abgekürzt FUCHS. Den Namen haben sie sich nach dem Vorbild der K.R.A.K.E. ausgedacht, der „Kölner Rhein-Aufräum-Kommando-Einheit“, die der Schauspieler Christian Stock ins Leben rief. Im sozialen Netzwerk Facebook gründete der vor vier Jahren eine gleichnamige Gruppe, in der sich Freiwillige zu gemeinsamen Müllsammelaktionen verabreden – vor allem am Rheinufer, aber auch an Seen, in Parks und Wäldchen. „Der FUCHS ist der kleine Bruder der K.R.A.K.E.“, erklärt Jessica Mörs. Vor ein paar Monaten hat die junge Frau aus Frechen-Habbelrath die örtliche Sammelgruppe initiiert. „Wir sind aber eigenständig“, ergänzt sie. Für den FUCHS hat sie eine eigene Facebook-Seite eingerichtet, auf der Sammelaktionen angekündigt und die Resultate in Bildern dokumentiert werden. Ihre beiden Mitstreitenden Linda Ludwig und Wolfgang Höfig kamen auch über Facebook zum FUCHS, vorher kannten sich die Drei nicht.

Pfandflaschen in der Natur entsorgt.

Recycling-Material, vermutlich aus einem Pfandautomaten, auf dem Hang hinter dem Gewerbegebiet an der Dürener Straße, Ecke Neuer Weg. Laut Stadt Frechen sei das Privatgelände, berichtet Jessica Mörs, da könne man nichts machen.
Foto: Jessica Mörs

Plastikmüll liegt am meisten rum

An der Berrenrather Straße haben die Füchse schon mehrfach Müll gesammelt, zuletzt am vierten Wochenende im Mai. Drei Säcke voll Abfall und ein alter Eimer voll Bauschutt kamen zusammen. „Es sieht nicht nach viel aus“, kommentiert Jessica Mörs die Bilder im Internet, „wenn man aber bedenkt, dass wir die Straße regelmäßig sauber machen, dann ist jeder volle Müllsack einer zuviel.“ Den größten Anteil am gesammelten Müll machen Kunststoffverpackungen aus – zerfetzte und teils verrottete aber auch viele komplett erhaltene Verpackungen. Wie jene Bifi-Verpackung, die Jessica Mörs neulich auflas. Das Verfallsjahr des Lebensmittels auf der Folie war noch gut zu lesen: „1992“. Man gehe davon aus, dass Mikroorganismen nicht in der Lage sind, Kunststoffe vollständig zu zersetzen, informiert das Umweltbundesamt auf seiner Webseite. Zwar würden Plastikpartikel kontinuierlich zerkleinert, aber eben nie ganz abgebaut. Demzufolge steigt der Plastikmüll in der Natur und in den Meeren kontinuierlich an. Untersuchungen belegen, dass sich winzige Plastikteilchen auch in Lebensmitteln und Kosmetika wiederfinden.

Müllsammelstelle an der Berrenrather Straße in Frechen am 23. Mai 2020, gekennzeichnet vom FUCHS.

Den gesammelte Abfall – hier an der Berrenrather Straße am 23. Mai – trägt der FUCHS an einer Stelle zusammen und meldet die Position zum Abtransport.
Foto: Jessica Mörs

„Dass man den Müll nicht sieht, heißt nicht, dass er nicht da ist“, hält Wolfgang Höfig fest, bekanntlich parteiloser Bürgermeisterkandidat. Der Bachemer ist viel mit dem Fahrrad oder zu Fuß mit seinem Hund unterwegs und hat schon bevor er zum FUCHS kam gelegentlich Unrat auf seinen Wegen aufgesammelt. „Ich kann es nicht mehr ertragen durch Müll zu fahren“ beschreibt er, was ihn dazu treibt, anderer Leut’s Abfälle einzusammeln.

Linda Ludwig scheint das Müllsammeln sogar ganz gerne zu tun. Sie freue sich immer auf die FUCHS-Aktionen. „Ich kann das stundenlang machen.“

„Wir sind die Guten!“ (Linda Ludwig)

Konzentriert durchstreift sie an jenem Samstag im Mai mit der Greifzange im Anschlag den Waldrand dort, wo ein Forstweg an der Berrenrather Straße, Ecke Holzstraße abzweigt – eine Stelle, an der immer wieder illegal Sperrmüll oder Bauschutt entsorgt wird. „Für mich ist das eine Art moderner Schatzsuche“, erklärt Linda Ludwig. Bei allem Plastik und Ekeligem finde sich auch immer wieder Spannendes oder gar Geheimnisvolles: Nummernschilder und Autopapiere zum Beispiel, die vermutlich mit einem Autodiebstahl in Zusammenhang standen. „Was nach Diebstahl aussieht, melden wir der Polizei“, erklären die Füchse. Ihr Interesse kann aber auch etwas Gewöhnliches wie das kleine Flakon mit grünem Schraubverschluss erregen, in dem noch etwas glasklare Flüssigkeit ist. Linda Ludwig schraubt es auf und schnuppert vorsichtig daran: „Männerparfüm“, konstatiert sie und lässt Jessica Mörs auch mal riechen. Nur selten finde man jedoch etwas, das noch zu gebrauchen sei, wie Linda Ludwig die moderne Schatzsuche resummiert. „Meistens sind die Sachen zu verrottet.“

Linda Ludwig und Jessica Mörs vom FUCHS untersuchen ein Parfümflakon

„Männerparfüm“ vermuten Linda Ludwig und Jessica Mörs.
Foto: S. Neumann

Stadt kümmert sich um Abtransport

Was sie bei einer Aktion gesammelt haben, tragen die Füchse an einer Stelle am Straßenrand zusammen und melden der Stadt die genaue Position der Sammelstelle. Zu Sven Otten, Sachbearbeiter für Abfallentsorgung und Straßenreinigung bei der Stadt Frechen habe sie einen guten Kontakt, erzählt Jessica Mörs. Er kümmere sich immer zuverlässig darum, dass der Müll abgeholt werde – auch in den Fällen, wenn nicht die Stadt, bzw. der Stadtbetrieb Frechen zuständig sei, sondern der Kreis oder der Landesbetrieb Straßen NRW. Der Stadtbetrieb stelle auch Müllsäcke, Zangen und Handschuhe kostenfrei zur Verfügung.

Damit niemand die Müllsäcke und sperrigen Abfälle, die die Füchse an der Sammelstelle zusammentragen, für illegal abgeladenen Müll hält, befestigen sie immer einen Info-Zettel an einem Sack. „Die Füchse waren hier und haben fleißig Müll aufgesammelt!“ steht darauf und weiter. „Wir haben den Müll der Stadt gemeldet. Komm doch das nächste Mal mit uns! Auf Facebook posten wir regelmäßig unsere Müllaktionen: Facebook.com/FUCHS2020

Kontakt zum FUCHS ist auch einfach per E-Mail möglich: fu.chs@gmx.de

Die nächste Sammelaktion des FUCHS findet am kommenden Sonntag, 7. Juni, auf dem Freiheitsring statt. Treffpunkt ist um 10 Uhr auf dem Platz an der Ecke zur Blindgasse. Die Füchse freuen sich über Zuwachs.

2 Kommentare

  • Iris Rufer

    Vielleicht auch einfach mal die Raucher nett drauf aufmerksam machen: Kippen schaden übelst der Natur, da kaum abbaubar, sind für kleine Kinder lebensbedrohlich, wenn sie die in den Mund stecken, und echt zeitraubend beim Absammeln.
    Beim Waldfest steht auf jedem Tisch mindestens ein Ascher und trotzdem brauchen wir anschließend ewig, den Boden von den vielen Kippen zu befreien.

  • Iris Rufer

    Super Sache: falls so etwas rund um Königsdorf geplant sein sollte, mache ich gerne mit, sofern ich Zeit habe. Bin auf Euch gestoßen, weil ich auch nach fast jeder Radtour im erftkreis illegalen Müll melde zum Abtransport, damit Nachahmer nicht motiviert werden.
    Herr Otten kennt mich auch schon…..

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