Mord in der Parkstraße 13

Anja Preusse und Horst Lange in Parkstraße 13

Die umschwärmte Hausherrin Evelyn Schratt (Anja Preusse – hier mit Horst Lange als Dr. Elken) belastet ein Geheimnis.
Foto: Susanne Neumann

 

Bei einer Party in der Villa der alleinstehenden Evelyn Schratt buhlen die männlichen Gäste um die Gunst der attraktiven Hausherrin, die bereits zwei Ehemänner überlebt hat. „Bis jetzt ist noch jeder an ihrer Liebe gestorben“, folgert gleich zu Beginn des Stücks der geladene Schauspieler Ernst Nordau bei einer Plauderei mit Dr. Elken, dem langjährigen Freund und Arzt des Hauses. Wenig später wird ausgerechnet der Gast ermordet aufgefunden, dem die Hausherrin zum Gram der anderen Verehrer schon den ganzen Abend besonders viel Aufmerksamkeit gewidmet hat. Ein Mord aus Liebe? Eifersucht? Oder Rache? Oder steht die Tat in Zusammenhang mit einem Diebstahl, der ebenfalls im Hause geschieht? Ein zu den Gästen zählender Inspektor beginnt zu ermitteln. Dr. Elken bringt ihn darauf, dass alle anwesenden Personen des Mordes verdächtig sind. Jeder hatte Motive genug und Gelegenheit, den Verehrer der Gastgeberin aus dem Leben zu befördern – auch die Gastgeberin selber, die eine geheimnisvolle Last mit sich herumzutragen scheint.

Szene aus Parkstraße 13 mit Dagmar Terheggen, Horst Lange, Manfred Siller, Rolf Koch (v.l.)

Rollenspiel mit Flachmann: (v.r.) Ernst Nordau (gespielt von Rolf Koch), Arno Molander (Manfred Siller), Dr. Elken (Horst Lange) und Baronin Bornegg (Dagmar Terheggen).
Foto: Susanne Neumann

 

„Parkstraße 13“, so heißt das Kriminalstück von Axel Ivers, mit dem das Theaterensemble Harlekin am Samstag im Haus am Bahndamm Premiere feierte. Für Regisseur Rolf Koch, der auch schon an der Freilichtbühne Zons Regie führte, ist dies nach „Studentenfutter“ im Jahr 2004 die zweite Inszenierung für das Theater Harlekin.

Acht Rollen – trefflich besetzt

Die acht Rollen hat er trefflich besetzt. Obwohl kaum einer der Akteure in der Inszenierung von Rolf Koch das Alter hat, das der Autor der jeweiligen Rolle zuschrieb, wirken die Figuren und ihre Beziehungen zueinander stimmig. Und alle Amateurschauspieler verstehen es, das spielerische Potential ihrer Rollen in dem Dialog-lastigen Stück auszuschöpfen. Die wohl schwierigste Aufgabe hat dabei Anja Preusse als begehrte Hausherrin Evelyn Schratt. Rolf Koch hat sie beim Ensemble des Leverkusener Matchboxtheaters ausgeliehen, ebenso wie den Schauspieler Manfred Siller in der Rolle des gut aussehenden und von Allüren freien Farmers Arno Molander. Anja Preusse tritt zunächst als kokette Verführerin in Erscheinung, die die anwesenden Herren um den Finger wickelt und gegeneinander ausspielt. Ihre Ausstrahlung wird von einem leuchtend blauen Abendkleid (Kostüme: Michelle Himmelseher) und wohlfrisierten, blonden Locken unterstrichen (Damenfrisuren: Gisela Jekel). Gleichzeitig muss sie sich in ihre tragische Situation einfinden, deren Ursprung lange ein Geheimnis bleibt. Und seelisch sehr leiden muss sie, was die Mimin hinkriegt ohne dabei zu übertreiben.

Paraderolle für Dagmar Terheggen

Eine vergleichsweise dankbare Rolle hat dagegen Dagmar Terheggen, die als überkandidelte Baronin Bornegg in einer Paraderolle brilliert und ihr komödiantisches Talent voll ausreizen kann. Thomas Derenbach gibt einen undurchsichtigen und etwas skurrilen Butler und macht auch in dieser kleinen Rolle wieder einmal viel Spaß. Ebenso Hans Huppertz, der – nicht ganz schlüssig – zunächst ein nervöses Versteckspiel darbieten muss, um das Publikum später mit seinen Auftritten als eine herrlich gespielte, selbstsichere Figur zu amüsieren.

Anja Preusse als Evelyn Schratt (l.) und Dagmar Terheggen als Baronin Bornegg

Um die Frisuren der Damen – Anja Preusse als Evelyn Schratt (l.) und Dagmar Terheggen als Baronin Bornegg – kümmert sich Gisela Jekel.
Foto: Susanne Neumann

 

Immer, wenn die ernsthaften Verhöre des Inspektors (Bodo Lacroix) oder die Dialoge, in denen über mögliche Tathergänge und Motive spekuliert wird, langatmig oder trocken zu werden drohen, lockern komödiantische Szenen und Aktionen die Handlung rechtzeitig auf. Für diese amüsanten Momente sorgen auch die Auftritte des Regisseurs selbst. Rolf Koch hat sich – passend zur Figur eines Schauspielers – eine dunkelbraune Herrenperücke verpasst, ziert sich gekonnt, und spielt als Ernst Nordau mal die beleidigte Leberwurst, mal rezitiert er mit der Inbrunst eines Betrunkenen aus Goethes Faust.

Die Produktion kommt mit nur einem Bühnenbild aus, was die Konzentration auf die beachtlichen schauspielerischen Leistungen der Amateurdarsteller noch unterstreicht. Nach zwei Stunden Spielzeit – inklusiver einer Pause – dankte das Premierenpublikum mit lang anhaltendem Applaus für eine Harlekin-Produktion, die Spannung und wieder einmal gute Unterhaltung beschert.

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