Virtueller Spaziergang über die drei Königsdorfer Friedhöfe

Cover Königsdorfer Friedhöfe

Der Umschlag in meinem Briefkasten enthielt ein Anschreiben und ein Büchlein mit dem Titel „Die Friedhöfe in Frechen-Königsdorf“. „Liebe Frau Neumann“, schrieb mir der Autor René Zey, „als Betreiberin der Frechenschau.de lege ich Ihnen heute ein Projekt ans Herz, das es ohne die Coronakrise nicht gegeben hätte.“ Bedingt durch den Lockdown im April und Mai habe er endlich die Zeit gefunden, eine Idee umzusetzen, die ihm 2014 gekommen sei, als die Stadt Frechen beschlossen habe, den schönen alten Friedhof-Süd auslaufen zu lassen, schreibt mir der Autor. Seine Idee: Diesen Friedhof in Großkönigsdorf in Text und Bild zu dokumentieren. Herausgekommen sei nun jenes Buch, das seinem Brief als Probedruck beiliege. Der Vollständigkeit halber habe er in das Projekt auch die beiden anderen Friedhöfe einbezogen: den Friedhof-Nord in Kleinkönigsdorf und die Schwesternfriedhöfe im Park des St.-Elisabeth-Heims.

In stimmungsvollen Farbfotografien, Detailaufnahmen und informativen Texten skizziert René Zey die Geschichte der Königsdorfer Friedhöfe und stellt einige aus historischer und künstlerischer Sicht wichtige Grabstätten vor. Wo es für die Ortsgeschichte von Bedeutung ist, berichtet er auch etwas über das Leben der Bestatteten.

Drei Friedhöfe – drei Filme

Aus seinem Material hat René Zey außerdem zu jedem Friedhof jeweils ein Video erstellt, das die Zuschauenden einlädt zum virtuellen Spaziergang. Kurze, pointierte Texte beschriften die animierten Bilder, die der Autor mit friedlichem Vogelgezwitscher unterlegt hat. Nachstehend sind die Filmen, die auf der Videoplattform YouTube veröffentlich wurden, eingebunden. Sie können auch den Link anklicken und gelangen zum Film direkt auf Youtube.

Der Friedhof-Nord in Frechen-Königsdorf

HD-Video, 13:00 Min., Quelle: https://youtu.be/83IK-cpDBFk

 

Der Friedhof-Süd in Frechen-Königsdorf

HD-Video, 13:00 Min., Quelle: https://youtu.be/W7dwCKn7BtQ

 

Die Schwesternfriedhöfe in Frechen-Königsdorf

HD-Video, 11:35 Min., Quelle: https://youtu.be/v13sXf4qKgU

Um Eindrücke bei verschiedenen Lichtverhältnissen fotografisch einzufangen, habe er jeden Friedhof mehrfach und zu verschiedenen Tageszeiten besucht, erzählt der Autor. Für seine Texte hat er unter anderem im Frechener Stadtarchiv und in Beiträgen von Heimatforschern und Lokalhistorikern wie Egon Heeg, Axel Kurth und Peter Schreiners (Herausgeber von „Königsdorf im Rheinland“, Pulheimer Verein für Geschichte, 2011), Paul Stelkens oder Meta Friese und Helmut Weingarten recherchiert, ein Literaturverzeichnis befindet sich im E-Book.

Königsdorfer Friedhöfe als Teil der Ortsgeschichte

Königsdorf ist mit seinen fast 12.000 Einwohnern der zweitgrößte Stadtteil von Frechen. An der Struktur des Ortes kann man noch heute ablesen, dass es sich ursprünglich um zwei kleine Dörfer handelte – um Großkönigsdorf und Kleinkönigsdorf, die erst in den 1950er-Jahren zusammengewachsen sind.

Großkönigsdorf war bis kurz nach 1900 ein Straßendorf, dessen Kern sich entlang der Aachener Straße bis zum Kamm des Vorgebirges erstreckte. Kleinkönigsdorf war ein geschlossenes Dorf mit unregelmäßigem Grundriss, das nördlich der Aachener Straße lag – in einem Tal, das sich vom Vorgebirge herabsenkte.

Großkönigsdorf gehörte kirchlich zur Pfarre Buschbell, die auf jülischem Territorium lag. 1538 erhielt der Ort durch eine Stiftung eine Kapelle, die 1881 abgebrochen wurde. Nach dem Bau einer neuen Kirche wurde der Ort 1887 zur Pfarrei erhoben. Kleinkönigsdorf gehörte kirchlich zusammen mit Brauweiler zur Pfarrei Sinthern. 1804 kam es zur damals gegründeten Pfarrei Brauweiler, bei der es bis 1890 blieb. Erst 1975 kam im Zusammenhang mit der kommunalen Neuordnung für Groß- und Kleinkönigsdorf der Ortsname Königsdorf auf.

Der älteste öffentliche Friedhof in Königsdorf liegt an der Augustinusstraße. Er wurde 1866/67 angelegt. Das Gelände dafür stiftete die Familie Bethune, gemeinsam mit den Familien Pfeil, Lenders und Beuth.

 

Grab von Bernd Alois Zimmermann auf dem Königsdorfer Friedhof Süd

Die Grabstätte des Komponisten Bernd Alois Zimmermann (1918-1970) und seiner Frau Sabine Schablowsky (1924-2013) befindet sich auf dem Friedhof-Süd. Dahinter liegt auch der Grabstein von Tochter Barbara, die am Tag ihrer Geburt (4.8.1955) verstarb.
Foto: René Zey

Der Friedhof-Nord am Freimersdorfer Weg in Kleinkönigsdorf entstand 1891. Die „Civilgemeinde“ Lövenich erwarb von den Erben der verstorbenen Louise Bethune, verheiratete Schillings, ein neben der alten Kleinkönigsdorfer Schule gelegenes Grundstück und widmete es durch Beschluss des Gemeinderats vom 27. Juli 1891 zum Friedhof um.

Die Schervier-Schwestern, die 1919 in Königsdorf die Villa von Carl und Fritz Pauli kauften, um von dort aus die Armen- und Krankenpflege in Königsdorf zu betreiben, ließen 1934 einen Schwesternfriedhof auf dem zur Villa gehörigen Parkgelände anlegen.

1975 entstand in der Mitte des Parks ein neuer Friedhof mit einer Trauerhalle aus Sichtbeton und Glas. Über 350 Schwestern sind dort begraben. Beide Friedhöfe im Park werden bis heute eigenständig von den Schwestern geführt. Ordensfremde Beerdigungen sind nur in Ausnahmefällen gestattet.

Auf dem Areal des ehemaligen Benediktinerinnenklosters (heute „Quartier zum Klostergarten“) gab es noch einen dritten Schwesternfriedhof. Das Frauenkloster wurde im Jahr 1136 erstmals erwähnt. Nach dem Einmarsch der Franzosen in die linksrheinischen Gebiete wurde es jedoch 1802 aufgehoben. Die Gebäude des Klosters und die zugehörigen Ländereien wurden seitdem für landwirtschaftliche Zwecke genutzt, u.a. vom Gut Commer.

Als der letzte Besitzer des Gutshofs 1981 seinen Betrieb aufgab, wurde das Areal in eine Wohnanlage umgebaut – den „Klosterhof“. Als die Anlage 2007 um 16 Einfamilienhäuser erweitert werden sollte, fanden Archäologen bei Ausgrabungen auf dem ehemaligen Klosterfriedhof und in den Ruinen der Klosterkirche 333 Körpergräber, darunter auch die Skelette zahlreicher Kinder.

 

 

Textauszug: René Zey: „Die Friedhöfe in Frechen-Königsdorf“, Königsdorfer Medienhaus 2020, S. 5-7

Autor René Zey aus Frechen-Königsdorf

Foto: René Zey/privat

René Zey, Jahrgang 1955, lebt und arbeitet in Frechen-Königsdorf. Er studierte Germanistik und Philosophie in Essen, Bonn und Münster. Von 1986 bis 1991 war er Lektor im Dortmunder Harenberg Verlag und im Kölner DuMont Verlag, ab 1991 freier Autor und Lektor. Seitdem hat er über 80 Bücher (u.a. „Parks in Köln“, „Lexikon der wissenswerten Nebensachen“, „Lexikon der ersten und letzten Male“, „Corona-Ticker – Eine Chronik der ersten 120 Tage“) für Verlage wie Rowohlt, Ullstein, Riva, Ueberreuter, Europa, Greven und Weltbild verfasst. Er ist Träger des Kulturpreises der Stadt Essen (1982) und erhielt Autorenstipendien des Landes NRW (1991 und 2020) sowie ein Filmförderstipendium des Landes NRW (1984).

Mit seinem Projekt „Die Friedhöfe in Königsdorf“ verfolge er keinerlei gewerbliche Absichten, wie René Zey versichert, es gehe ihm ausschließlich um die Dokumentation. Das E-Book ist für einen kleinen Betrag, der lediglich die Vertriebskosten bei Kindle Direct Publishing decke, bei Amazon herunterzuladen.

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